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Die ökonomischen Beziehungen der Individuen, die die Subjekte des Austauschs sind, sind hier einfach zu fassen, wie sie in dem bisher dargestellten Austauschprozeß erscheinen, ohne Bezug auf höher entwickelte Produktionsverhältnisse. Die ökonomischen Formbestimmungen bilden eben die Bestimmtheit, worin sie zueinander in Verkehr treten (sich gegenübertreten).
<902> „Der Arbeiter hat ein ausschließliches Recht auf den Wert, welcher aus seiner Arbeit resultiert.“1 (Cherbuliez, p. 48, „Riche ou pauvre“. Paris 1841.)
Zunächst erscheinen die Subjekte des Austauschprozesses als Eigentümer von Waren. Da auf der Grundlage der einfachen Zirkulation doch nur eine Methode existiert, wodurch jeder Eigentümer einer Ware wird, nämlich durch neues Äquivalent, so erscheint das dem Austausch vorhergehnde Eigentum an der Ware, d. h. das Eigentum an der nicht vermittelst der Zirkulation angeeigneten Ware, das Eigentum an der Ware, die vielmehr erst in die Zirkulation eingehn soll, unmittelbar entspringend aus der Arbeit ihres Besitzers und die Arbeit als die ursprüngliche Weise der Aneignung. Die Ware als Tauschwert ist nur Produkt, vergegenständlichte Arbeit. Sie ist dabei zunächst Gegenständlichkeit dessen, dessen Arbeit sich in ihr darstellt; sein eignes, von ihm selbst erzeugtes, gegenständliches Dasein für andre. In den einfachen Austauschprozeß, wie er sich in den verschiednen Momenten der Zirkulation auseinanderlegt, fällt zwar nicht die Produktion der Waren. Sie sind vielmehr als fertige Gebrauchswerte unterstellt. Sie müssen vorhanden sein, eh der Austausch beginnt, gleichzeitig, wie beim Kauf und Verkauf, oder wenigstens sobald die Transaktion vollendet wird, wie in der Form der Zirkulation, worin das Geld als Zahlungsmittel gilt. Ob gleichzeitig oder nicht, in die Zirkulation treten sie immer als vorhandne ein. Der Entstehungsprozeß der Waren, also auch ihr ursprünglicher Aneignungsprozeß, liegt daher jenseits der Zirkulation. Da aber nur vermittelst der Zirkulation, also der Entäußrung des eignen Äquivalents, ein fremdes angeeignet werden kann, so ist notwendig die eigne Arbeit als ursprünglicher Aneignungsprozeß unterstellt, und die Zirkulation in der Tat nur als wechselseitiger Austausch von Arbeit, die sich in mannigfaltigen Produkten inkarniert hat.
Arbeit und Eigentum an dem Resultat der eignen Arbeit erscheinen also als die Grundvoraussetzung, ohne welche die sekundäre Aneignung durch die Zirkulation nicht stattfände. Auf eigne Arbeit gegründetes Eigentum bildet, innerhalb der Zirkulation, die Basis der Aneignung fremder Arbeit. In der Tat, wenn wir den Zirkulationsprozeß genau betrachten, so ist die Voraussetzung, daß die Austauschenden als Eigentümer von Tauschwerten erscheinen, d. h. von Quantitäten Arbeitszeit materialisiert in Gebrauchswerten. Wie sie zu Eigentümern dieser Waren geworden sind, ist ein Prozeß, der hinter dem Rücken der einfachen Zirkulation vorgeht, und der erloschen ist, bevor sie beginnt. Privateigentum ist Voraussetzung der Zirkulation, aber der Aneignungsprozeß selbst <903> zeigt sich nicht, erscheint nicht innerhalb der Zirkulation, ist ihr vielmehr vorausgesetzt. In der Zirkulation selbst, dem Austauschprozeß, wie er an der Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft heraustritt, gibt jeder nur, indem er nimmt, und nimmt nur, indem er gibt. Um das eine oder andre zu tun, muß er Haben. Die Prozedur, wodurch er sich in den Zustand des Habens gesetzt hat, bildet keines der Momente der Zirkulation selbst. Nur als Privateigentümer von Tauschwert, sei es in der Form der Ware, sei es in der Form des Geldes, sind die Subjekte [Subjekte] der Zirkulation. Wie sie zu Privateigentümern geworden sind, d. h. sich vergegenständlichte Arbeit angeeignet haben, ist ein Umstand, der überhaupt nicht in die Betrachtung der einfachen Zirkulation zu fallen scheint. Indes ist die Ware andrerseits die Voraussetzung der Zirkulation. Und da von ihrem Standpunkt aus fremde Waren, also fremde Arbeit nur angeeignet werden kann durch Entäußrung der eignen, erscheint von ihrem Standpunkt aus der der Zirkulation vorhergehnde ||18| Aneignungsprozeß der Ware notwendig als Aneignung durch Arbeit. Indem die Ware als Tauschwert nur vergegenständlichte Arbeit ist, vom Standpunkt der Zirkulation aber, die selbst nur die Bewegung des Tauschwerts ist, fremde vergegenständlichte Arbeit nicht angeeignet werden kann außer durch den Austausch eines Äquivalents, kann die Ware in der Tat nichts sein als Vergegenständlichung der eignen Arbeit, und wie die letztere in der Tat der faktische Aneignungsprozeß von Naturprodukten ist, erscheint sie ebenso als der juristische Eigentumstitel. Die Zirkulation zeigt nur, wie diese unmittelbare Aneignung durch Vermittlung einer gesellschaftlichen Operation das Eigentum an der eignen Arbeit in Eigentum an der gesellschaftlichen Arbeit verwandelt.
Von allen modernen Ökonomen ist daher die eigne Arbeit als der ursprüngliche Eigentumstitel ausgesprochen, sei es in mehr ökonomischer oder in mehr juristischer Weise und das Eigentum an dem Resultat der eignen Arbeit als die Grundvoraussetzung der bürgerlichen Gesellschaft. (Cherbuliez: sieh oben. Sieh auch A. Smith.) Die Voraussetzung selbst beruht auf der Voraussetzung des Tauschwerts als des die Gesamtheit der Produktions- und Verkehrsverhältnisse beherrschenden ökonomischen Verhältniss[es], ist also selbst ein historisches Produkt der bürgerlichen Gesellschaft, <904> der Gesellschaft des entwickelten Tauschwerts. Andrerseits, da bei Betrachtung konkreterer ökonomischen Verhältnisse als die einfache Zirkulation sie darstellt, widersprechende Gesetze sich zu ergeben scheinen, lieben alle klassischen Ökonomen bis herab zu Ricardo jene aus der bürgerlichen Gesellschaft selbst entspringende Anschauung zwar als allgemeines Gesetz gelten zu lassen, seine strikte Realität aber in die goldnen Zeiten zu bannen, wo noch kein Eigentum existierte. Gleichsam in die Zeiten vor dem ökonomischen Sündenfall, wie Boisguillebert z.B. So daß sich das sonderbare Resultat ergäbe, daß die Wahrheit des Aneignungsgesetzes der bürgerlichen Gesellschaft in eine Zeit verlegt werden müßte, worin diese Gesellschaft selbst noch nicht existierte, und das Grundgesetz des Eigentums in die Zeit der Eigentumslosigkeit. Diese Illusion ist durchsichtig. Die ursprüngliche Produktion beruht auf urwüchsigen Gemeinwesen, innerhalb deren der Privataustausch nur als ganz oberflächliche nebenherspielende Ausnahme erscheint. Mit der historischen Auflösung dieser Gemeinwesen aber treten sofort Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnisse, Verhältnisse der Gewaltsamkeit ein, die mit der milden Warenzirkulation und den ihr entsprechenden Verhältnissen in schreiendem Widerspruch stehn. Wie dem aber sei, der Zirkulationsprozeß, wie er an der Oberfläche der Gesellschaft erscheint, kennt keine andre Weise der Aneignung, und sollten sich im Fortgang der Untersuchung Widersprüche ergeben, so müssen sie, ebensowohl wie dies Gesetz der ursprünglichen Appropriation durch die Arbeit, aus der Entwicklung des Tauschwerts selbst hergeleitet werden.
Das Gesetz der Aneignung durch die eigne Arbeit vorausgesetzt, und es ist dies eine aus der Betrachtung der Zirkulation selbst hervorspringende, keine willkürliche Voraussetzung, erschließt sich von selbst in der Zirkulation ein auf dies Gesetz gegründetes Reich der bürgerlichen Freiheit und Gleichheit.
Wenn die Aneignung von Waren durch eigne Arbeit als die erste Notwendigkeit sich darstellt, so der gesellschaftliche Prozeß, wodurch dies Produkt erst als Tauschwert gesetzt und als solches wieder in Gebrauchswert für die Individuen verwandelt werden muß, als die zweite. Nach der Aneignung durch Arbeit oder Vergegenständlichung der Arbeit erscheint ihre Veräußerung oder die Verwandlung derselben in gesellschaftliche Form als das nächste Gesetz. Die Zirkulation ist die Beweg[ung], worin das eigne Produkt als Tauschwert (Geld), d. h. als gesellschaftliches Produkt, und das <905> gesellschaftliche Produkt als eigne[s] (individueller Gebrauchswert, Gegenstand der individuellen Konsumtion) gesetzt wird.
Es ist nun wieder klar:
Eine andre Voraussetzung des Austauschs, die das Ganze der Bewegung betrifft, ist die, daß die Subjekte desselben als unter die Teilung der gesellschaftlichen Arbeit subsumiert produzieren. Die gegeneinander auszutauschenden Waren sind ja in der Tat nichts andres als Arbeit in unterschiednen Gebrauchswerten vergegenständlicht, also auf verschiedne Weise vergegenständlicht, sie sind in der Tat nur das gegenständliche Dasein der Teilung der Arbeit, Vergegenständlichung qualitativ verschiedner, verschiednen Systemen von Bedürfnissen entsprechender Arbeiten. Indem ich Ware produziere, ist die Voraussetzung, daß zwar mein Produkt Gebrauchswert hat, aber nicht für mich, nicht unmittelbar Lebensmittel (im weitesten Sinn) für mich ist, sondern für mich unmittelbarer Tauschwert; Lebensmittel erst wird, nachdem es im Geld die Form des allgemeinen gesellschaftlichen Produkts angenommen hat und nun in jeder Form fremder, qualitativ verschiedner Arbeit realisiert werden kann. Ich produziere daher nur für mich, indem ich für die Gesellschaft produziere, deren jedes Glied wieder in einem andren Kreise für mich arbeitet.
||19| Es ist ferner klar, daß die Voraussetzung, daß die Austauschenden Tauschwerte produzieren, nicht nur Teilung der Arbeit überhaupt, sondern eine spezifisch entwickelte Form derselben voraussetzt. Z. B. in Peru war auch die Arbeit geteilt; so in den selbstgenügsamen (selfsupporting) kleinen indischen Gemeinwesen. Es ist dies aber eine Teilung der Arbeit, die nicht nur nicht auf den Tauschwert gegründete, sondern umgekehrt eine mehr oder minder direkt gemeinschaftliche Produktion voraussetzt. Die Grundvoraussetzung, daß die Subjekte der Zirkulation Tauschwerte produziert haben, Produkte, die unmittelbar unter der gesellschaftlichen Bestimmtheit des Tauschwerts gesetzt sind, also auch subsumiert unter eine Teilung der Arbeit von bestimmter historischer Gestaltung produziert haben, schließt eine Masse Voraussetzungen ein, die weder aus dem Willen des Individuums hervorgehn, noch aus seiner unmittelbaren Natürlichkeit, sondern aus geschichtlichen Bedingungen und Verhältnissen, wodurch das Individuum schon sich gesellschaftlich, als durch die Gesellschaft bestimmt findet; ebenso wie diese Voraussetzung Verhältnisse einschließt, die sich in andren Produktionsbeziehungen der Individuen, als den einfachen, worin sie sich in der Zirkulation gegenübertreten, darstellen. Der Austauschende <906> hat Ware produziert und zwar für Warenproduzierende. Dies enthält: Einerseits: er hat als unabhängiges Privatindividuum produziert, aus eigner Initiative, bloß bestimmt durch sein eignes Bedürfnis und seine eignen Fähigkeiten, aus sich selbst und für sich selbst, weder als Glied eines naturwüchsigen Gemeinwesens, noch als Individuum, das unmittelbar als gesellschaftliches an der Produktion teilnimmt, und daher sich auch zu seinem Produkt nicht als unmittelbarer Existenzquelle verhält. Andererseits aber hat es Tauschwert produziert, ein Produkt, das erst durch einen bestimmten gesellschaftlichen Prozeß, eine bestimmte Metamorphose für es selbst zum Produkt wird. Es hat also schon produziert in einem Zusammenhang, unter Produktionsbedingungen und Verkehrsverhältnissen, die erst durch einen geschichtlichen Prozeß geworden sind, die aber für es selbst als Naturnotwendigkeit erscheinen. Die Unabhängigkeit d[er] individuellen Produkt[ion] ist so ergänzt durch eine gesellschaftliche Abhängigkeit, die in der Teilung der Arbeit ihren entsprechenden Ausdruck findet.
Der Privatcharakter der Produktion des Tauschwerte produzierenden Individuums erscheint selbst als historisches Produkt – seine Isolierung, punktuelle Verselbstständigung innerhalb der Produktion, bedingt durch eine Teilung der Arbeit, die ihrerseits wieder auf einer ganzen Reihe von ökonomischen Bedingungen beruht, wodurch das Individuum in seinem Zusammenhang mit andren und seiner eignen Existenzweise nach allen Seiten hin bedingt ist.
Ein englischer Pächter und ein französischer Bauer, soweit Bodenprodukte die Ware, die sie verkaufen, stehn in demselben ökonomischen Verhältnis. Allein der Bauer verkauft nur den kleinen Überschuß über die Produktion seiner Familie. Den Hauptteil verzehrt er selbst, verhält sich also zu dem größten Teil seines Produkts nicht als Tauschwert, sondern als Gebrauchswert, unmittelbarem Subsistenzmittel. Der englische Pächter dagegen hängt durchaus ab vom Verkauf seines Produkts, also von ihm als Ware, daher von dem gesellschaftlichen Gebrauchswert seines Produkts. Seine Produktion ist also ihrem ganzen Umfang nach vom Tauschwert ergriffen und bestimmt. Es ist nun klar, welche höchst verschiedne Entwicklung die Produktivkräfte der Arbeit, Teilung derselben, welche verschiednen Beziehungen der Individuen innerhalb der Produktion erheischt sind, damit das Getreide z. B. als bloßer Tauschwert produziert wird und also ganz in die Zirkulation eingeht; welche ökonomischen Prozesse erheischt sind, um aus einem französischen Bauern einen englischen Pächter zu machen. Ad. Smith in seiner Entwicklung des Tauschwerts begeht noch den Mißgriff, die unentwickelte Form <907> des Tauschwerts, wo er nur noch als Überschuß über den zu eigner Subsistenz des Produzenten erzeugten Gebrauchswert erscheint, als die adäquate Form desselben festzuhalten, während sie nur eine Form seines historischen Auftretens innerhalb eines noch nicht von ihm als allgemeiner Form ergriffnen Produktionssystems ist. In der bürgerlichen Gesellschaft aber muß er als die herrschende Form gefaßt werden, so daß alles unmittelbare Verhältnis der Produzenten zu ihren Produkten als Gebrauchswerten verschwunden ist; alle Produkte als Handelsprodukte. Nehmen wir einen Arbeiter in einer modernen Fabrik, z. B. Kattunfabrik. Hätte er keinen Tauschwert produziert, so hätte er überhaupt nichts produziert, da er seine Finger auf keinen einzigen faßbaren Gebrauchswert legen kann und sagen: das ist mein Produkt. Je vielseitiger das System der gesellschaftlichen Bedürfnisse und je einseitiger die Produktion des Einzelnen wird, d. h. mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, wird die Produktion des Produkts als Tauschwert oder der Charakter des Produkts als Tauschwert entscheidend.
Eine Analyse der spezifischen Form der Teilung der Arbeit, der Produktionsbedingungen, worauf sie beruht, der ökonomischen Verhältnisse der Gesellschaftsmitglieder, worein sich diese Bedingungen auflösen, würde zeigen, daß das ganze System der bürgerlichen Produktion vorausgesetzt ist, damit der Tauschwert als einfache[r] Ausgangspunkt an der Oberfläche erscheine und der Austauschprozeß, wie er sich in der einfachen Zirkulation auseinanderlegt, als der einfache, aber die ganze Produktion wie Konsumtion umfassende gesellschaftliche Stoffwechsel. Es würde sich also ergeben, daß schon andre verwickeltere, und mehr oder minder mit der Freiheit und Unabhängigkeit der Individuen kollidierende Produktionsbeziehungen, ökonomische Verhältnisse derselben vorausgesetzt sind, damit sie als die freien Privat[pro]duzenten in den einfachen Beziehungen von Käufen und Verkäufen sich in dem Zirkulationsprozeß gegenübertreten, als seine unabhängigen Subjekte figurieren. Vom Standpunkt der einfachen Zirkulation aber sind diese Verhältnisse ausgelöscht. Sie selbst betrachtet, erscheint in ihr die Teilung der Arbeit faktisch nur in dem Resultat, ihrer Voraussetzung, daß die Subjekte des Austauschs verschiedne Waren produzieren, die verschiednen Bedürfnissen entsprechen, und daß wenn jeder von der Produktion aller, alle von seiner Produktion abhängen, indem sie sich wechselseitig ergänzen, und daß so das Produkt jedes Einzelnen vermittelst des Zirkulationsprozesses, zum Belauf der von ihm beseßnen Wert-<908>größe, Mittel ist zur Teilnahme an der gesellschaftlichen ||20| Produktion überhaupt.
Das Produkt ist Tauschwert, vergegenständlichte allgemeine Arbeit, obgleich es unmittelbar nur die Vergegenständlichung der unabhängigen Privatarbeit des Individuums ist.
Daß die Ware erst entäußert werden muß, der Zwang für das Individuum, daß sein unmittelbares Produkt kein Produkt für ihn ist, sondern ein solches erst wird im gesellschaftlichen Produktionsprozeß und diese allgemeine und doch äußerliche Form annehmen muß; daß das Produkt der besondren Arbeit als Vergegenständlichung der allgemeinen gesellschaftlich sich bewähren muß, indem es die Form der Sache annimmt – des Geldes –, die als unmittelbare Gegenständlichkeit der allgemeinen Arbeit ausschließlich vorausgesetzt ist – ebenso so, daß durch diesen very process1* diese allgemeine gesellschaftliche Arbeit als äußerliche Sache, Geld, gesetzt wird – diese Bestimmungen bilden die Springfeder, den Pulsschlag der Zirkulation selbst. Die gesellschaftlichen Beziehungen, die daraus hervorgehn, ergeben sich daher unmittelbar aus der Betrachtung der einfachen Zirkulation und liegen nicht hinter ihr, wie die in der Teilung der Arbeit eingeschloßnen ökonomischen Verhältnisse.
Wodurch bewährt das Individuum seine Privatarbeit als allgemeine Arbeit und ihr Produkt als allgemeines gesellschaftliches Produkt? Durch den besondren Inhalt seiner Arbeit, ihren besondren Gebrauchswert, die Gegenstand des Bedürfnis[ses] eines andren Individuums ist, so daß letztres sein eignes Produkt abläßt dagegen als Äquivalent. [[Daß dies die Form des Geldes annehmen muß, ist ein Punkt, den wir erst später untersuchen werden, daß diese Verwandlung der Ware in Geld selbst ein wesentliches Moment der einfachen Zirkulation bildet.]] Also dadurch daß seine Arbeit eine Besonderheit in der Totalität der gesellschaftlichen Arbeit, ein besonders sie ergänzender Zweig. Sobald die Arbeit einen durch den gesellschaftlichen Zusammenhang bestimmten Inhalt besitzt, – dies ist die stoffliche Bestimmtheit und Voraussetzung – gilt sie als allgemeine Arbeit. Die Form der Allgemeinheit der Arbeit bestätigt sich durch ihre Realität als Glied einer Totalität von Arbeiten, als besondre Existenzweise der gesellschaftlichen Arbeit.
Die Individuen treten sich nur als Eigentümer von Tauschwerten gegenüber, als solche, die sich ein gegenständliches Dasein füreinander durch ihr Produkt, die Ware, gegeben haben. Ohne diese objektive Vermittlung haben sie keine Beziehung zueinander, vom Standpunkt des in der Zirkulation vor sich gehnden sozialen Stoffwechsels aus betrachtet. Sie existieren nur sachlich füreinander, <909> was in der Geldbeziehung, wo ihr Gemeinwesen selbst als ein äußerliches und darum zufälliges Ding allen gegenüber erscheint, nur weiterentwickelt ist. Daß der gesellschaftliche Zusammenhang, der durch den Zusammenstoß der unabhängigen Individuen entsteht, zugleich als sachliche Notwendigkeit, und zugleich als ein äußerliches Band gegenüber ihnen erscheint, stellt eben ihre Unabhängigkeit dar, für die das gesellschaftliche Dasein zwar Notwendigkeit, aber nur Mittel ist, also den Individuen selbst als ein Äußerliches erscheint, im Geld sogar als ein handgreifliches Ding. Sie produzieren in und für die Gesellschaft, als gesellschaftliche, aber zugleich erscheint dies als bloßes Mittel ihre Individualität zu vergegenständlichen. Da sie weder subsumiert sind unter ein naturwüchsiges Gemeinwesen, noch andrerseits als bewußt Gemeinschaftliche das Gemeinwesen unter sich subsumieren, muß es ihnen als den Unabhängigen Subjekten gegenüber als ein ebenfalls unabhängiges, äußerliches, zufälliges, Sachliches ihnen gegenüber existieren. Es ist dies eben die Bedingung dafür, daß sie als unabhängige Privatpersonen zugleich in einem gesellschaftlichen Zusammenhang stehn.
Da also die Teilung der Arbeit, [[worin die gesellschaftlichen Produktionsbedingungen, unter denen die Individuen Tauschwerte produzieren, zusammengefaßt werden können]] in dem einfachen Austauschprozeß, der Zirkulation, nur erscheint als 1) Nichtproduktion der unmittelbaren Subsistenzmittel durch das Individuum selbst, durch seine direkte Arbeit; 2) zweitens als Dasein der allgemeinen Gesellschaftlichen Arbeit als einer naturwüchsigen Totalität, die sich in einen Umkreis von Besonderheiten auseinanderlegt, nämlich daß die Subjekte der Zirkulation sich ergänzende Waren besitzen, jedes eine Seite des gesellschaftlichen Gesamtbedürfnisses des Individuums befriedigt, während die ökonomischen Verhältnisse selbst, die sich aus dieser bestimmten Teilung der Arbeit ergeben, ausgelöscht sind; haben wir in der Entwicklung des Tauschwerts die Teilung der Arbeit nicht weiter entwickelt, sondern nur als mit dem Tauschwert identisches Faktum hingenommen, das in der Tat nur in tätiger Form, als Besondrung der Arbeit, ausdrückt, was der verschiedne Gebrauchswert der Waren – und ohne letztren fände kein Austausch und kein Tauschwert statt – in sachlicher Form ausdrückt. In der Tat hat A. Smith wie vor ihm andre Ökonomen, Petty, Boisguillebert, Italiener, ([..?..]) wo er Teilung der Arbeit als korrelativ mit dem Tauschwert ausspricht, nichts andres getan. Steuart aber hat vor <910> allen die Teilung der Arbeit und das Produzieren von Tauschwerten als identisch aufgefaßt, und, im löblichen Unterschied von andren Ökonomen, dies als durch besondren historischen Prozeß vermittelte Form der gesellschaftlichen Produktion und des gesellschaftlichen Stoffwechsels begriffen. Was A. Smith über die Produktivkraft der Teilung der Arbeit sagt, ist ein ganz fremdartiger Gesichtspunkt, der auf diesen Platz, und den Platz, wohin er ihn gestellt hat, nicht hingehört, außerdem mit Bezug auf eine bestimmte Entwicklungsstufe der Manufaktur, keineswegs das moderne Fabrikwesen überhaupt paßt. Die Teilung der Arbeit, womit wir es hier zu tun haben, ist die naturwüchsige und freie Teilung innerhalb des Ganzen der Gesellschaft, die sich als Produktion von Tauschwerten zeigt, nicht die Teilung der Arbeit innerhalb einer Fabrik (ihre Analyse und Kombination in einem einzelnen Produktionszweig, vielmehr die gesellschaftliche, gleichsam ohne Zutun der Individuen entstehende Teilung dieser Produktionszweige selbst). Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft würde dem Prinzip der Teilung der Arbeit ||21| innerhalb einer Fabrik mehr entsprechen im ägyptischen, als im modernen System. Das Abstoßen voneinander der gesellschaftlichen Arbeit in freie, voneinander unabhängige und nur durch innre Notwendigkeit (nicht wie in jener Teilung durch bewußte Analyse und bewußte Kombination der Analysierten), zur Totalität und Einheit verknüpfte, sind ganz verschiedne Dinge und durch ganz verschiedne Entwicklungsgesetze bestimmt, so sehr eine gewisse Form der einen einer gewissen Form der andren entspricht. Noch weniger hat A. Smith die Teilung der Arbeit, weder in jener einfachen Form, worin sie nur die aktive Form des Tauschwerts, noch in der andren, wo sie eine bestimmte Produktivkraft der Arbeit, sondern in der gefaßt, worin die ökon[omischen] Gegensätze der Produktion, die qualitativen gesellschaftlichen Bestimmtheiten, unter welche subsumiert sich die Individuen gegenübertreten als Kapitalist und Lohnarbeiter, industrieller Kapitalist und Rentier, Pächter und Grundrentner etc. selbst als die ökonomischen Formen einer bestimmten Weise der Teilung der Arbeit gefaßt.
Wenn das Individuum seine unmittelbaren Subsistenzmittel produziert, wie z. B. größtenteils in den Ländern, wo die naturwüchsigen Agrikulturverhältnisse fortdauern, hat seine Produktion keinen gesellschaftlichen Charakter und ist seine Arbeit keine gesellschaftliche. Wenn das Individuum als Privatindividuum produziert – so ist diese seine Position selbst keineswegs Naturprodukt, sondern raffiniertes Resultat eines gesellschaftlichen Prozesses –, zeigt sich der gesellschaftliche Charakter darin, daß es im Inhalt seiner Arbeit <911> durch den gesellschaftlichen Zusammenhang bestimmt ist, und es nur als Glied desselben arbeitet, d. h. für die Bedürfnisse aller andern, – also gesellschaftliche Abhängigkeit für es existiert –, aber es selbst ergreift nach Belieben diese oder jene Arbeit; sein besondres Verhältnis zur besondren Arbeit ist nicht gesellschaftlich bestimmt; sein Belieben ist natürlich bestimmt durch seine natürlichen Anlagen, Neigungen, Naturbedingungen der Produktion, in die es sich gestellt findet usw.; so daß in der Tat die Besondrung der Arbeit, die gesellschaftliche Auseinanderlegung derselben in eine Totalität besondrer Zweige, auf selten des Individuums so erscheint, daß seine eigne geistige und natürliche Besonderheit sich zugleich die Gestalt einer gesellschaftlichen Besonderheit gibt. Aus seiner eignen Natur und ihren besondren Voraussetzungen entspringt für es die Besonderheit seiner Arbeit – erst Vergegenständlichung derselben –, die [es] aber gleichzeitig als Geltendmachung eines besondren Systems der Bedürfnisse und Verwirklichung eines besondren Zweigs der gesellschaftlichen Tätigkeit weiß. Die Teilung der Arbeit so aufgefaßt als gesellschaftliche Reproduktion der besondren Individualität, die damit zugleich ein Glied in der Totalentwicklung der Menschheit und das Individuum zugleich vermittelst seiner besondren Tätigkeit zum Genuß an der allgemeinen Produktion, zum allseitigen gesellschaftlichen Genuß befähigt, – diese Auffassung, wie sie sich vom Standpunkt der einfachen Zirkulation aus ergibt, die also Bestätigung der Freiheit der Individuen, statt Aufhebung derselben ist, ist noch die in der bürgerlichen Ökonomie gang und gäbe.
Diese natürliche Verschiedenheit der Individuen und ihrer Bedürfnisse bilden das Motiv zu ihrer gesellschaftlichen Integrierung als Austauschende. D'abord2* treten sie sich im Tauschakt als Personen gegenüber, die sich wechselseitig als Eigentümer anerkennen, als Personen, deren Willen ihre Waren durchdringt und wo die wechselseitige Aneignung durch wechselseitige Entäußerung nur durch ihren gemeinschaftlichen Willen, also wesentlich vermittelst des Kontrakts, stattfindet. Es kommt hier das juristische Moment der Person herein und der Freiheit, die in ihr enthalten ist. Im römischen Recht ist der servus3* daher richtig als einer bestimmt, der nicht durch den Austausch erwerben kann. Ferner: Es ist in dem Bewußtsein der austauschenden Subjekte vorhanden, daß jedes nur sich Selbstzweck in der Transaktion ist; daß jedes nur Mittel für das andre ist; endlich, daß die Wechselseitigkeit, wonach jedes zugleich Mittel und Zweck, und zwar nur den eignen Zweck erreicht, indem es Mittel für das andere wird und nur Mittel wird, in[so]fern es seinen Zweck erreicht –, daß diese Wechselseitigkeit ein notwendiges fact4* ist, vorausgesetzt als natürliche Bedingung des Austauschs, daß sie aber [als] solche jedem der bei-<912>den Subjekte des Austauschs gleichgültig ist und nur Interesse für es hat, soweit sie sein Interesse ist. D.h. das gemeinschaftliche Interesse, das als Inhalt des Gesamtaustauschakts erscheint, ist zwar als Tatsache im Bewußtsein beider Seiten, aber als solches ist es nicht Motiv, sondern existiert sozusagen nur hinter dem Rücken der in sich reflektierten Einzelinteressen. Das Subjekt kann, wenn es will, auch noch das erhebende Bewußtsein haben, daß die Befriedigung seines rücksichtslosen Einzelinteresses grade die Verwirklichung des aufgehobnen Einzelinteresses, des allgemeinen Interesses ist. Aus dem Akt des Austauschs selbst kehrt jedes der Subjekte als Endzweck des ganzen Prozesses in sich selbst zurück, als übergreifendes Subjekt. Damit ist also die vollständige Freiheit des Subjekts realisiert. Freiwillige Transaktion; Gewalt von keiner Seite; Werden zum Mittel für das andre nur als Mittel für sich selbst oder Selbstzweck; endlich das Bewußtsein, daß das allgemeine oder gemeinschaftliche Interesse eben nur die Allseitigkeit des selbstsüchtigen Interesses ist.
Wenn so die Zirkulation nach allen Seiten eine Verwirklichung der individuellen Freiheit ist, so bildet ihr Prozeß als solcher betrachtet – denn die Beziehungen der Freiheit gehn die ökonomischen Formbestimmungen des Austauschs nicht direkt an, sondern beziehn sich entweder auf seine juristische Form oder betreffen den Inhalt, die Gebrauchswerte oder Bedürfnisse als solche, d. h. in seinen ökonomischen Formbestimmungen betrachtet, die völlige Realisation der gesellschaftlichen Gleichheit. Als Subjekte der Zirkulation sind sie zunächst Austauschende und daß jedes in dieser Bestimmung, also in derselben Bestimmung gesetzt ist, macht grade ihre gesellschaftliche Bestimmung aus. Sie treten sich in der Tat nur als subjektivierte Tauschwerte, d. h. lebendige Äquivalente entgegen, Gleichgeltende. Als solche sind sie nicht nur gleich: es findet nicht einmal ||1|[1] eine Verschiedenheit zwischen ihnen statt. Sie treten sich nur gegenüber als Besitzer von Tauschwerten und Tauschbedürftige, als Agenten derselben allgemeinen gleichgültigen sozialen Arbeit. Und zwar tauschen sie Tauschwerte von gleicher Größe aus, denn es ist vorausgesetzt, daß Äquivalente ausgetauscht werden. Die Gleichheit dessen, was jeder gibt und nimmt, ist hier ausdrückliches Moment des Prozesses selbst. Wie [sie] sich als Subjekt des Austauschs gegenübertreten, so bewähren sie sich im Akt desselben. Als solcher ist er nur diese Bewährung. Sie werden als Austauschende, daher Gleiche gesetzt und <913> ihre Waren (Objekte) als Äquivalente. Sie tauschen nur aus ihr gegenständliches Dasein als ein gleich wertvolles. Sie selbst sind gleich viel wert und bewähren sich im Akt des Austauschs als Gleichgeltende und Gleichgültige gegeneinander. Die Äquivalente sind die Vergegenständlichung des einen Subjekts für das andre; d. h. sie selbst sind gleich viel wert und bewähren sich im Akt des Austauschs als Gleichgeltende und Gleichgültige füreinander. Die Subjekte sind im Austausch nur durch die Äquivalente füreinander als Gleichgeltende und bewähren sich als solche durch den Wechsel der Gegenständlichkeit, worin das eine für das andre ist. Da sie nur als Subjekte der Äquivalenz füreinander sind, sind sie als Gleichgeltende zugleich Gleichgültige gegeneinander. Ihr sonstiger Unterschied geht sie nichts an. Ihre individuelle Besonderheit geht nicht in den Prozeß ein. Die stoffliche Verschiedenheit im Gebrauchswerte ihrer Waren ist ausgelöscht in dem idealen Dasein der Ware als Preis, und soweit dieser stoffliche Unterschied Motiv des Austauschs ist, sind sie sich wechselseitig Bedürfnis (repräsentiert jedes das Bedürfnis des andren) und bloß durch das gleiche Quantum Arbeitszeit befriedigtes Bedürfnis. Diese natürliche Verschiedenheit ist der Grund ihrer sozialen Gleichheit, setzt sie als Subjekte des Austauschs. Wäre das Bedürfnis von A dasselbe wie das von B und befriedigte die Ware von A dasselbe Bedürfnis wie die von B, so wäre gar keine Beziehung zwischen ihnen vorhanden, soweit von ökonomischen Beziehungen die Rede (nach der Seite ihrer Produktion hin). Die wechselseitige Befriedigung ihrer Bedürfnisse, vermittelst der stofflichen Verschiedenheit ihrer Arbeit und ihrer Ware, macht ihre Gleichheit zu einer erfüllten sozialen Beziehung und ihre besondre Arbeit zu einer besondren Existenzweise der sozialen Arbeit überhaupt.
Soweit das Geld hereinkömmt, so ist es soweit entfernt, diese Beziehung der Gleichheit aufzuheben, daß es in der Tat ihr realer Ausdruck ist. Zunächst, soweit es als preissetzendes Element, Maß, funktioniert, ist es grade die Funktion des Geldes auch der Form nach die Waren als qualitativ identisch zu setzen, ihre identische soziale Substanz auszudrücken, indem nur quantitative Verschiedenheit stattfindet. In der Zirkulation erscheint dann auch in der Tat die Ware eines jeden als dasselbe; erhält dieselbe gesellschaftliche Form des Zirkulationsmittels; worin alle Besonderheit des Produkts ausgelöscht ist und der Eigentümer jeder Ware Eigentümer der handgreiflich subjektivierten allgemeingültigen Ware wird. Hier gilt im eigentlichen Sinn, daß das Geld non olet5*. Ob der Taler, den einer in der Hand hat, den Preis von Mist oder Seide realisiert hat, ist ihm absolut nicht abzumerken und aller individuelle Unterschied, soweit der Taler als Taler funktioniert, ist in der Hand seines Besitzers ausgelöscht. Diese Auslöschung <914> ist aber eine allseitige, da alle Waren sich in Münze verwandeln. Die Zirkulation setzt jeden in einem bestimmten Moment nicht nur dem andren gleich, sondern als dasselbe und ihre Bewegung besteht darin, daß jedes abwechselnd, die soziale Funktion betrachtet, an die Stelle des andren tritt. In der Zirkulation treten sich nun zwar auch die Austauschenden qualitativ gegenüber als Käufer und Verkäufer, als Ware und Geld, aber einmal wechseln sie die Stelle, und der Prozeß besteht ebenso im Ungleichsetzen wie im Aufheben des Gleichsetzens, so daß das letztere nur formell erscheint. Der Käufer wird Verkäufer, der Verkäufer wird Käufer, und jeder kann nur Käufer werden als Verkäufer. Der formelle Unterschied besteht für alle Subjekte der Zirkulation gleichzeitig als soziale Metamorphosen, durch die [sie] zu passieren haben. Zudem ist die Ware ideell als Preis ebenso gut Geld, wie das ihr gegenüberstehnde Geld. Im Geld als zirkulierendem selbst so, daß es bald in der einen Hand, bald in der andren erscheint, und gleichgültig gegen dies Erscheinen ist, ist die Gleichheit sachlich gesetzt und der Unterschied als ein nur formeller. Jeder erscheint als Besitzer des Zirkulationsmittels dem andren gegenüber, selbst als Geld, soweit der Prozeß des Austauschs betrachtet wird. Die besondre natürliche Verschiedenheit, die in der Ware lag, ist ausgelöscht und wird beständig durch die Zirkulation ausgelöscht.
Wenn wir überhaupt die soziale Beziehung der Individuen innerhalb ihres ökonomischen Prozesses prüfen, müssen wir uns einfach an die Formbestimmungen dieses Prozesses selbst halten. Unterschied aber existiert keiner in der Zirkulation als der von Ware und Geld und sie ist ebenso das beständige Verschwinden desselben. Die Gleichheit erscheint hier als soziales Produkt, wie überhaupt Tauschwert soziales Dasein ist.
Da das Geld nur Realisierung des Tauschwerts ist und entwickeltes Tauschwertsystem Geldsystem; so kann das Geldsystem in der Tat nur die Realisierung dieses Systems der Gleichheit und Freiheit sein.
Im Gebrauchswert der Ware ist die besondre individuelle Seite der Produktion (Arbeit) dem Austausche[r] enthalten; aber in seiner Ware als Tauschwert gelten alle Waren gleichmäßig als Vergegenständlichung der gesellschaftlichen, unterschiedslosen Arbeit schlechthin; ihre Eigentümer als Gleichwürdige, ebenbürtige Funktionäre des gesellschaftlichen Prozesses.
||2| Soweit das Geld in seiner dritten Funktion erscheint, ist schon früher gezeigt worden, daß es als allgemeines Material der Kontrakte, allgemeines Zahlungsmittel, allen spezifischen Unterschied in den Leistungen[2] aufhebt, sie gleichsetzt. Es setzt alle gleich vor dem Geld, aber das Geld ist nur ihr eigner vergegenständlichter <915> gesellschaftlicher Zusammenhang. Als Materie der Akkumulation und Schatzbildung, könnte zunächst die Gleichheit aufgehoben scheinen, indem die Möglichkeit eintritt, daß ein Individuum sich mehr bereichert, mehr Titel auf die allgemeine Produktion erwirbt als das andre. Allein keines kann Geld entziehn auf Unkosten des andren. Es kann nur in der Form des Geldes nehmen, was es in der Form der Ware gibt. Das eine genießt den Inhalt des Reichtums, das andre setzt sich in Besitz seiner allgemeinen Form. Wenn das eine verarmt und das andre sich bereichert, so ist das Sache ihrer Willkür, ihrer Sparsamkeit, Industrie, Moral usw. und geht keineswegs aus den ökonomischen Beziehungen, aus den Verkehrsverhältnissen, worin die Individuen in der Zirkulation einander gegenübertreten, selbst hervor. Selbst Erbschaft und dergleichen juristische Verhältnisse, die so entstehnde Ungleichheiten verlängern mögen, tun der sozialen Gleichheit keinen Eintrag. Wenn das ursprüngliche Verhältnis des Individuums A nicht im Widerspruch mit denselben steht, so kann dieser Widerspruch sicher nicht dadurch hervorgebracht werden, daß das Individuum A an die Stelle des Individuums B tritt, es verewigt. Es ist dies vielmehr ein Geltendmachen des sozialen Gesetzes über die natürliche Lebensgrenze hinaus; eine Befestigung derselben gegen die zufällige Wirkung der Natur, deren Einwirkung als solche vielmehr Aufhebung der Freiheit des Individuums wäre. Zudem, da das Individuum in diesem Verhältnis nur die Individuation des Geldes ist, ist es als solches ebenso unsterblich als das Geld selbst. Endlich, ist die Schatzbildende Tätigkeit eine heroische Idiosynkrasie, ein Fanatismus der Ascese, die sich nicht natürlich vererbt wie das Blut. Da nur Äquivalente ausgetauscht werden, muß der Erbe das Geld wieder in Zirkulation werfen, um es als Genuß zu realisieren. Tut er das nicht, so fährt er einfach fort ein nützliches Glied für die Gesellschaft zu sein und ihr nicht mehr zu nehmen, als er ihr gibt. Die Natur der Dinge aber bringt es mit sich, daß die Verschwendung dann, wie Steuart sagt, als „angenehmer leveller6*“ die Ungleichheit wieder ausgleicht, so daß diese selbst als nur verschwindend erscheint.
Der in der Zirkulation entwickelte Tauschwertprozeß respektiert daher nicht nur die Freiheit und Gleichheit, sondern sie sind sein Produkt; er ist ihre reale Basis. Als reine Ideen sind sie idealisierte Ausdrücke seiner verschiednen Momente; als entwickelt in juristischen, politischen, und sozialen Beziehungen, sind sie nur Reproduziert in andren Potenzen. Dies hat sich auch historisch bestätigt. Nicht nur ist die Dreieinigkeit von Eigentum, Freiheit, und Gleichheit auf dieser Grundlage theoretisch zuerst von den <916> italienischen, englischen, und französischen Ökonomen des 17. und 18. Jahrhunderts formuliert worden. Sie realisierten sich erst in der modernen bürgerlichen Gesellschaft. Die antike Welt, der der Tauschwert nicht als Basis der Produktion diente, die an seiner Entwicklung vielmehr unterging, produzierte eine Freiheit und Gleichheit von ganz entgegengesetztem und wesentlich nur lokalem Gehalt. Andrerseits, da in der antiken Welt im Kreis der Freien wenigstens die Momente der einfachen Zirkulation sich entwickelten, so ist es erklärlich, daß in Rom und speziell dem kaiserlichen Rom, dessen Geschichte eben die Geschichte der Auflösung des antiken Gemeinwesens ist, die Bestimmungen der juristischen Person, des Subjekts des Austauschprozesses, entwickelt wurden, das Recht der bürgerlichen Gesellschaft nach seinen wesentlichen Bestimmungen ausgearbeitet, vor allem aber dem Mittelalter gegenüber als das Recht der entstehenden industriellen Gesellschaft geltend gemacht werden mußte.
Es ergibt sich daher der Irrtum jener Sozialisten, namentlich der französischen, die den Sozialismus als Realisation der von der französischen Revolution nicht entdeckten, sondern historisch in Umlauf geworfnen bürgerlichen Ideen nachweisen wollen, und sich mit der Demonstration abmühen, daß der Tauschwert ursprünglich (in der Zeit) oder seinem Begriff nach (in seiner adäquaten Form) ein System der Freiheit und Gleichheit aller, aber verfälscht worden sei durch Geld, Kapital etc. Oder auch, daß die Geschichte bisher noch verfehlte Versuche gemacht habe, sie in der ihrer Wahrheit entsprechenden Form durchzuführen und nun, wie Proudhon z. B., eine Panacee entdeckt haben wollen, wodurch die echte Geschichte dieser Verhältnisse an der Stelle ihrer verfälschten geliefert werden soll. Das Tauschwertsystem und mehr das Geldsystem sind in der Tat das System der Freiheit und Gleichheit. Die Widersprüche aber, die bei tieferer Entwicklung erscheinen, sind immanente Widersprüche, Verwicklungen dieses Eigentums, Freiheit und Gleichheit selbst; die gelegentlich in ihr Gegenteil umschlagen. Es ist ein ebenso frommer wie alberner Wunsch, daß z. B. der Tauschwert aus der Form von Ware und Geld sich nicht zu der Form des Kapitals oder die Tauschwert produzierende Arbeit sich nicht zur Lohnarbeit fortentwickeln soll. Was diese Sozialisten von den bürgerlichen Apologeten unterscheidet, ist auf der einen Seite das Gefühl der Widersprüche des Systems, anderseits der Utopismus, den notwendigen Unterschied zwischen der realen und idealen Gestalt der bürgerlichen Gesellschaft nicht zu begreifen, und daher das überflüssige Geschäft zu übernehmen, den idealen Ausdruck, das verklärte und ||3| von der Wirklichkeit selbst als solches aus sich geworfne reflektierte Lichtbild, selbst wieder verwirklichen zu wollen.
<917> Dieser Auffassung stellt sich von andrer Seite der fade Beweis gegenüber, daß die Widersprüche gegen diese auf Betrachtung der einfachen Zirkulation beruhnde Anschauung, sobald wir zu konkretem Stadien des Produktionsprozesses fortgehn, von der Oberfläche mehr in seine Tiefe herabsteigen, in der Tat bloßer Schein sind. Es wird in der Tat behauptet, und durch Abstraktion von der spezifischen Form der entwickelteren Sphären des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, der entwickelteren ökonomischen Verhältnisse bewiesen, daß alle ökonomischen Verhältnisse nur andre und andre Namen für immer dieselben Verhältnisse des einfachen Austauschs, Warenaustauschs, und der ihnen entsprechenden Bestimmungen des Eigentums, Freiheit und Gleichheit sind. Aus der Empirie also z. B. wird aufgenommen, daß neben Geld und Ware Tauschwertverhältnisse noch in der Form des Kapitals, des Zinses, der Grundrente, des Arbeitslohn[s] usw. sich vorfinden. Durch den Prozeß einer sehr wohlfeilen Abstraktion, die nach Belieben bald diese bald jene Seite des spezifischen Verhältnisses fallen läßt, wird es reduziert auf die abstrakten Bestimmungen der einfachen Zirkulation und so bewiesen, daß die ökonomischen Beziehungen, worin sich die Individuen in jenen entwickeltren Sphären des Produktionsprozesses vorfinden, nur die Beziehungen der einfachen Zirkulation sind, usw. Es ist in dieser Art, daß Herr Bastiat seine ökonomische Theodicee, die „Harmonies économiques“ zusammengeschweißt hat. Im Gegensatz zur klassischen Ökonomie der Steuart, Smith, Ricardo, die die Kraft besitzen die Produktionsverhältnisse in ihrer reinen Form rücksichtslos darzustellen, wird diese ohnmächtige gespreizte Blaufärberei als Fortschritt behauptet. Bastiat ist indes nicht der Erfinder dieser harmonischen Anschauung, sondern hat sie vielmehr von dem Amerikaner Carey entlehnt. Carey, bei dessen Anschauung nur die neue Welt, deren Mitglied er ist, als historischer Hintergrund wirkte, hat in den sehr bändereichen Werken seiner ersten Epoche die ökonomische „Harmonie“, die noch überall Reduktion auf die abstrakten Bestimmung[en] des einfachen Austauschprozesses, dadurch bewiesen, daß er diese einfachen Verhältnisse überall durch den Staat einerseits und die Einwirkung Englands auf den Weltmarkt anderseits verfälschen läßt. An sich sind die Harmonien da. Innerhalb der nichtamerikanischen Länder aber sind sie durch den Staat, in Amerika selbst durch die entwickeltste Form, worin diese Verhältnisse auftreten, ihre weltmarktliche Realität, in der Form England, verfälscht(1) Carey, um <918> sie herzustellen, findet kein andres Mittel als den von ihm denunzierten diabolus, den Staat, schließlich als Schutzengel zur Hülfe zu rufen, an die Pforte des harmonischen Paradieses zu stellen – nämlich Schutzzölle. Da er indes ein Forscher, nicht Belletrist, wie Bastiat ist, mußte er in seinem letzten Werk „[Slavery at home and abroad (?)]“ weitergehn. Die Entwicklung Amerikas in den letzten 18 J[ahren] hat seiner harmonischen Anschauung soweit einen Stoß gegeben, daß er nun nicht nur mehr in der äußren Einwirkung des Staats die Verfälschung der an sich stets noch festgehaltnen „natürlichen“ „Harmonien“ sieht, sondern im – Handel! Bewundrungswürdiges Resultat dies, den Tauschwert als Grundlage der harmonischen Produktion zu feiern, und ihn dann durch die entwickelte Form des Austauschs, den Handel, in seinen immanenten Gesetzen aufheben zu lassen!(2) Es ist in dieser verzweifelten Form, daß er das dilatorische[3] Urteil ausspricht, daß die Entwicklung des harmonischen Tauschwerts disharmonisch ist.
(1) Z. B. Es ist harmonisch, wenn innerhalb eines Landes die patriarchalische Produktion der industriellen Platz macht, und der Auflösungsprozeß, der diese Entwicklung begleitet, wird nur nach seiner positiven Seite aufgefaßt. Aber es wird disharmonisch, wenn die englische große Industrie den patriarchalischen oder kleinbürgerlichen Formen fremder nationaler Produktion ein Ende mit Schrecken macht. Die Konzentration des Kapitals innerhalb eines Landes, und die auflösende Wirkung dieser Konzentration, bieten ihm nur positive Seiten dar. Aber die Wirkungen des konzentrierten englischen Kapitals, was er als das Monopol Englands denunziert, auf andre nationale Kapitalien, ist die Disharmonie selbst.
(2) Carey ist in der Tat der einzig originelle Ökonom Amerikas, und es gibt seinen Werken die große Bedeutung, daß ihnen stofflich überall die bürgerliche Gesellschaft in ihrer freisten und breitesten Realität zu Grunde liegt. In abstrakter Form spricht er die großen amerikanischen Verhältnisse aus und zwar im Gegensatz zur alten Welt. Der einzige reale Hintergrund Bastiats ist die Kleinheit der f[ran]z[ö]s[ischen] ökon[omischen] Verhältnisse, die überall ihre langen Ohren aus seinen Harmonien herausstrecken und im Gegensatz zu denen die idealisierten englischen und amerikanischen Produktionsverhältnisse als „Forderungen der praktischen Vernunft“ formuliert werden. Carey ist daher reich an selbstständigen, sozusagen bonafide-Forschungen über spezifische ökonomische Fragen. Wo Bastiat ausnahmsweise von seinen kokett geschliffnen Gemeinplätzen zur Betrachtung wirklicher Kategorien herabzusteigen vorgibt, z. B. in der Grundrente, schreibt er Carey einfach ab. Während der letztre daher hauptsächlich die Widersprüche gegen seine harmonische Anschauung bekämpft, in der Form bekämpft, wie sie von den klassischen engl[ischen] Ökonomen selbst entwickelt sind, plädiert Bastiat gegen die Sozialisten. Die tiefere Anschauung Careys findet in der Ökonomie selbst den Gegensatz, den er als Harmoniker zu bekämpfen hat, während der eitle, rechthaberische Räsonneur ihn bloß außerhalb sieht.
[1] Mit dieser Seite beginnt ein neues Heft. Marx unterscheidet darin zwei Teile. Den ersten der die Seiten 1-14 ausmacht, bezeichnet er in den Referaten zu meinen eignen Heften als Heft B", den zweiten, von Seite 16 bis 19 dieses selben Hefts, als Heft BII". Zwischen beiden Teilen befindet sich die leere Seite 15
[2] „Leistungen“ auch lesbar als „Bestimmungen“
[3] „dilatorische“ auch lesbar als „dialektische“ oder „delektorische“
1* eben diesem Prozeß
2* Zunächst
3* Sklave
4* Faktum
5* nicht stinkt
6* Gleichmacher
1 „Le travailleur a un droit exclusif sur la valeur resultant de son travail.“
Zuletzt aktualisiert am 11.5.2008