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Ein Schritt zum SozialpatriotismusÜber die Position der Vierten Internationale gegen Krieg und Faschismus(7. März 1939) |
Transkription: Oliver Fleig und Sozialistische Klassiker.
HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive
Unsere palästinensischen Freunde haben eine klare und äußerst gefährliche Konzession an die Sozialpatrioten gemacht, wenn auch ihr Ausgangspunkt dem des Sozialpatriotismus entgegengesetzt ist. Wir werden nur auf jene Punkte des Dokuments Ist es nicht ein Fehler? hinweisen, die unserer Meinung nach die falschesten sind.
Wir halten aufrecht, dass in dem verflossenen Vierteljahrhundert seit dem Ausbruch des letzten Krieges die Herrschaft des Imperialismus immer despotischer geworden ist; sein Druck ist schwerer geworden sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten; und schließlich hat er hinter all seinen politischen Masken einen noch reaktionäreren Charakter angenommen. Als Konsequenz bleiben alle fundamentalen Regeln der proletarischen „defätistischen“ Politik bezüglich des imperialistischen Krieges voll in Kraft. Das ist der Ausgangspunkt und alle Schlussfolgerungen werden durch ihn bestimmt. Was diesen Ausgangpunkt betrifft, so haben die Autoren des Dokuments eine differente Position. Sie unterscheiden qualitativ zwischen dem kommenden und dem letzten Krieg und, was noch ärger ist, sie tun dies in zwei Beziehungen. Am letzten Krieg waren vermutlich nur imperialistische Länder beteiligt:
Die Rolle Serbiens, so sagen sie, war zu gering, um dem Kriege ihren Stempel aufzudrücken (sie vergessen die Kolonien und China). Im kommenden Krieg, schreiben sie, wird einer der Beteiligten sicherlich die UdSSR sein, ein beträchtlich größerer Faktor als Serbien. Beim Studieren dieser Zeilen neigt der Leser zu dem Schluss, dass sich die folgende Abhandlung der Autoren des Briefes genau mit der Teilnahme der UdSSR am Krieg beschäftigen wird. Aber die Autoren lassen diese Idee sehr schnell fallen, oder, um es korrekter auszudrücken, sie wird durch eine andere, nämlich, die der Weltbedrohung durch den Faschismus, in den Hintergrund verbannt. Die monarchistische Reaktion, so behaupten sie, hatte keinen aggressiven historischen Charakter, sie war ein Relikt, während der heutige Faschismus eine direkte und unmittelbare Bedrohung für die gesamte zivilisierte Welt darstellt. Der Kampf gegen ihn ist demzufolge die Aufgabe des internationalen Proletariats als Ganzem sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten, Es ist nur natürlich, wenn wir misstrauisch und vorsichtig werden: Eine solche Einschränkung der politischen Aufgaben – indem der Imperialismus durch eine seiner politischen Masken, der des Faschismus, ersetzt wird – ist ein großartiges Zugeständnis an die Komintern, ist eine einmalige Nachsicht gegenüber den Sozialpatrioten der „demokratischen“ Länder, Wir wollen zuerst einmal feststellen, dass die zwei neuen historischen Faktoren, die angeblich einen Wechsel in der Politik während des Krieges vorschreiben – nämlich die UdSSR und der Faschismus – nicht notwendigerweise in ein und dieselbe Richtung wirken müssen. Die Möglichkeit ist überhaupt nicht ausgeschlossen, dass Stalin und Hitler oder Stalin und Mussolini in ein und demselben Lager anzutreffen sind oder auf alle Fälle, dass Stalin um den Preis eines Abkommens mit den faschistischen Regierungen (oder einer von ihnen) eine kurze und unstabile Neutralität erkauft. Aus einigen unbekannten Gründen fällt diese Variante vollständig aus dem Gesichtsfeld unserer Autoren. Dennoch erklären gerade sie, dass unsere prinzipielle Position uns für jede mögliche Variante bewaffnen muss. Jedoch spielt die Frage der UdSSR, wie wir schon dargelegt haben, keine wirkliche Rolle in der gesamten Tendenz ihrer Analyse. Sie konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf den Faschismus als die unmittelbare Gefahr für die Weltarbeiterklasse und die unterdrückten Nationen. Sie sind der Meinung, dass eine „defätistische“ Politik in jenen Ländern, die sich möglicherweise im Krieg mit den faschistischen Staaten befinden, nicht anwendbar ist. Noch einmal, solche Gedankengänge vereinfachen das Problem zu sehr, da sie den Fall konstruieren, dass die faschistischen Länder notwendigerweise auf der einen Seite der Schützengräben, die demokratischen und halbdemokratischen hingegen auf der anderen Seite zu finden sind. Tatsächlich gibt es nicht die geringste Garantie für diese „günstige“ Gruppierung. Italien und Deutschland können im kommenden Krieg, genauso wie im letzten, in feindlichen Lagern angetroffen werden. Das ist keineswegs ausgeschlossen, Was sollen wir in jenem Fall tun? Tatsächlich wird es immer schwieriger, Länder nach bloßen politischen Merkmalen zu klassifizieren: Wo würden wir Polen, Rumänien, die heutige Tschechoslowakei und eine Reihe anderer zweit- und drittrangiger Mächte einordnen?
Die Haupttendenz der Verfasser dieses Dokuments ist offenbar die folgende: Am „Defätismus“ festzuhalten, ist obligatorisch für die führenden faschistischen Länder (Deutschland, Italien), während es in jenen Ländern, die sogar von zweifelhafter demokratischer Natur sind, sich aber im Krieg mit den führenden faschistischen Ländern befinden, notwendig ist, auf diesen zu verzichten. So ungefähr könnte die Hauptidee dieses Dokuments in Worten gefasst werden. Auch in dieser Form bleibt sie falsch und ist ein eindeutiges Abgleiten in den Sozialpatriotismus.
Erinnern wir uns, dass die deutschen Sozialdemokraten in der Emigration „Defätisten“ nach ihrer eigenen Art sind, Hitler hat sie ihrer Einfluss- und Einkommensquellen beraubt. Der fortschrittliche Charakter dieses „demokratischen“, „antifaschistischen“ Defätismus ist gleich Null. Er ist nicht mit revolutionärem Kampf verbunden, sondern mit der Hoffnung auf die „befreiende“ Rolle des französischen oder irgendeines anderen Imperialismus. Die Verfasser des Dokuments haben leider, offensichtlich gegen ihren eigenen Willen, einen Schritt in. dieselbe Richtung gemacht.
Als erstes haben sie unserer Meinung nach eine viel zu nebulöse und zweideutige Definition des „Defätismus“ gegeben, als irgendein besonderes und selbständiges System von Aktionen, die das Ziel haben, die Niederlage herbeizuführen. Das ist nicht so. Defätismus ist die Klassenpolitik des Proletariats, das sogar während des Krieges seinen Hauptfeind zu Hause sieht, in seinem speziellen imperialistischen Land. Patriotismus hingegen ist die Politik, die den Hauptfeind außerhalb des eigenen Landes lokalisiert. Die Idee des Defätismus kennzeichnet in Wirklichkeit das Folgende:
Führung eines unversöhnlichen revolutionären Kampfes gegen die eigene Bourgeoisie als Hauptfeind, ohne sich durch die Tatsache abschrecken zu lassen, dass dieser Kampf in der Niederlage der eigenen Regierung enden kann; eine durch die revolutionäre Bewegung herbeigeführte Niederlage der eigenen Regierung ist das geringere Übel. Lenin sagte nichts anderes, noch wollte er etwas anderes sagen, Es kann nicht einmal die Rede von irgendeiner anderen Art von „Hilfe“ für die Niederlage sein. Soll auf den revolutionären. Defätismus bezüglich der nicht faschistischen Länder verzichtet werden? Hier liegt die Crux der Frage; mit diesem Problem steht und fällt der revolutionäre Internationalismus. Sollten zum Beispiel die 360 Millionen Inder jedem Versuch entsagen, den Krieg für ihre eigene Befreiung zu benützen? Die Erhebung der Inder mitten im Krieg würde unzweifelhaft sehr dabei helfen, Großbritannien zu besiegen. Weiterhin sollten die britischen Arbeiter, wenn der Aufstand der Inder (trotz aller „Thesen“) stattfindet, diesen unterstützen? Oder ist es im Gegenteil ihre Pflicht, die Inder zu besänftigen und in den Schlaf zu lullen – zugunsten eines siegreichen Kampfes des britischen Imperialismus „gegen den Faschismus“? Welchen Weg sollen wir gehen?
„Sieg über Deutschland und Italien ist zum jetzigen Zeitpunkt (morgen kann der Fall anders liegen) gleichbedeutend mit dem Sturz des Faschismus“. Unsere Aufmerksamkeit wird als erstes durch die Qualifizierung „zum jetzigen Zeitpunkt (morgen kann der Fall anders liegen)“ erregt. Die Autoren erläutern nicht, was sie damit meinen. Aber sie weisen auf jeden Fall darauf hin, dass – sogar von ihrem Standpunkt aus – ihre Position episodisch, unstabil und unsicher ist; sie kann sich „morgen“ schon als unnütz erweisen. Sie berücksichtigen in ihren Erwägungen jene Tatsache nicht zur Genüge, dass in der Epoche des verfaulenden Kapitalismus Verschiebungen von politischen Regimes ganz plötzlich und häufig ohne Veränderungen der sozialen Grundlagen stattfinden, ohne den Verfall des Kapitalismus zu verhindern. Auf welchem dieser beiden Prozesse muss unsere Politik in einer solch fundamentalen Frage wie der des Krieges basieren: Auf dem Wechsel der politischen Regimes oder auf der sozialen Basis des Imperialismus, die allen Regimes gemeinsam ist und die sie unfehlbar gegen das revolutionäre Proletariat vereint? Die grundlegende strategische Frage ist unsere Stellung zum Krieg, welche nicht episodischen Betrachtungen und Spekulationen untergeordnet werden kann.
Aber sogar vom rein episodischen Standpunkt aus betrachtet, ist die oben angeführte Idee des Dokuments nicht korrekt. Ein Sieg über die Armeen Hitlers und Mussolinis impliziert selbst nur die militärische Niederlage Deutschlands und Italiens und keinesfalls den Zusammenbruch des Faschismus. Unsere Autoren räumen ein, dass der Faschismus das unvermeidbare Produkt des verfaulenden Kapitalismus ist, sofern das Proletariat die bürgerliche Demokratie nicht beizeiten durch seine Herrschaft ersetzt. Wie soll dann gerade ein militärischer Sieg der verwesenden Demokratien über Deutschland und Italien imstande sein, den Faschismus zu liquidieren und sei es auch nur für eine begrenzte Periode? Wenn es einige Grunde für diesen Glauben gäbe, dass ein neuerlicher Sieg der vertrauten und ein wenig senilen Entente (ohne Italien) solch wunderbare Ergebnisse hervorbringen könnte, d.h., dass jene den sozio-historischen Gesetzen zuwiderhandeln, dann wäre es notwendig, nicht nur diesen Sieg zu „erwünschen“, sondern alles in unserer Macht Stehende dafür zu tun, dass er errungen wird. Dann würden die anglo-französischen Sozialpatrioten korrekt handeln. Indes ist es Tatsache, dass sie heute weit weniger korrekt handeln als vor 25 Jahren, oder, richtiger ausgedrückt, sie spielen heute eine unendlich reaktionärere und infamere Rolle als damals.
Wenn Chancen bestehen (und zweifellos bestehen welche), dass die Niederlage Deutschlands und Italiens – die Existenz einer revolutionären Bewegung vorausgesetzt – zum Zusammenbruch des Faschismus führen kann, dann allerdings gibt es unmittelbare Chancen, dass der Sieg Frankreichs der abgenützten Demokratie den letzten Schlag versetzt, besonders dann, wenn der Sieg mit der politischen Unterstützung des Proletariats erzielt wird. Die Verschanzung des französischen und britischen Imperialismus, der Sieg der französischen militärfaschistischen Reaktion, die Verstärkung der Herrschaft Großbritanniens über Indien und andere Kolonien wird umgekehrt Unterstützung für die schwärzeste Reaktion in Deutschland und Italien erzeugen. Im Augenblick des Sieges werden Frankreich und England alles tun, um Hitler und Mussolini zu retten und das „Chaos“ abzuwenden. Die proletarische Revolution kann das alles natürlich korrigieren. Aber der Revolution muss man helfen und darf sie nicht behindern. Es ist unmöglich, der deutschen Revolution anders zu helfen, als in den gegen Deutschland kriegführenden Ländern die Prinzipien des revolutionären Internationalismus praktisch anzuwenden.
Die Verfasser des Dokuments treten dem abstrakten Pazifismus entschieden entgegen und dabei haben sie selbstverständlich recht. Aber sie haben vollständig unrecht, wenn sie denken, dass die Proletarier große historische Aufgaben vermittels von Kriegen lösen können, die nicht von ihnen selbst, sondern von ihren Todfeinden, den imperialistischen Regierungen, geführt werden. Man kann das Dokument etwa so auslegen: Während der Krise in der Tschechoslowakei hätten unsere französischen oder englischen Genossen die militärische Intervention von ihrer eigenen Bourgeoisie fordern und dabei die volle Verantwortung für den Krieg übernehmen sollen, nicht für den Krieg im allgemeinen und natürlich nicht für einen revolutionären Krieg, sondern für den gegebenen imperialistischen Krieg. Das Dokument zitiert Trotzkis Worte dahingehend, dass Moskau die Initiative für die Zerschmetterung Hitlers schon 1933 übernehmen hätte sollen, bevor er eine furchtbare Gefahr wurde. Aber diese Worte meinen bloß, dass dies das Verhalten einer wirklich revolutionären Regierung eines Arbeiterstaates hätte sein sollen. Aber ist es erlaubt, dieselbe Forderung an die Regierung eines imperialistischen Staates zu stellen?
Sicherlich übernehmen wir nicht die geringste Verantwortung für jene Regierungsform, die sie das Regime des Friedens nennen. Die Losung „Alles für den Frieden!“ ist nicht unsere Losung und keine unserer Sektionen stellt sie auf. Aber wir können nicht mehr Verantwortung für ihren Krieg übernehmen, als wir es für ihren Frieden tun. Je entschlossener, standhafter und unversöhnlicher unsere Position zu dieser Frage ist, umso besser werden uns die Massen verstehen und wenn nicht am Beginn, dann während des Krieges, „Hätte das tschechoslowakische Proletariat gegen seine Regierung und ihre kapitulantenhafte Politik mit Losungen von Frieden und Defätismus kämpfen können?“ Eine sehr konkrete Frage wird hier in einer äußerst abstrakten Form gestellt. Hier gab es keinen Platz für „Defätismus“, da kein Krieg existierte (und es ist nicht zufällig, dass kein Krieg folgte). In den kritischen 24 Stunden der allgemeinen Verwirrung und Empörung hatte das tschechoslowakische Proletariat volle Gelegenheit, die „kapitulantenhafte“ Regierung zu stürzen und die Macht zu ergreifen. Für das war nur eine revolutionäre Führung erforderlich. Natürlich hätte das Proletariat nach seiner Machtergreifung einen tollkühnen Widerstand gegen Hitler begonnen und hätte unzweifelhaft eine mächtige Reaktion unter den arbeitenden Massen Frankreichs und anderer Länder hervorgerufen. Es ist nun müßig zu spekulieren, wie der weitere Kurs der Ereignisse hätte sein können. Jedenfalls wäre die Situation heute unendlich günstiger für die Weltarbeiterklasse. Ja, wir sind keine Pazifisten; wir sind für den revolutionären Krieg. Aber die tschechische Arbeiterklasse hatte nicht das geringste Recht, die Führung eines Krieges „gegen den Faschismus“ den Herren Kapitalisten anzuvertrauen, die innerhalb weniger Tage so zuverlässig ihre Farbe wechselten und selber zu Faschisten und Quasifaschisten wurden. Transformationen und Verfärbungen dieser Art seitens der herrschenden Klassen werden in Kriegszeiten in allen „Demokratien“ auf der Tagesordnung stehen. Deshalb würde das Proletariat sich selbst ruinieren, wenn es die generelle Linie seiner Politik nach formalen und unsicheren Etiketten wie „für den Faschismus“ und „gegen den Faschismus“ bestimmen müsste. Wir betrachten die Idee des Dokuments als grundsätzlich falsch, dass von den drei von Lenin aufgezählten Voraussetzungen für „defätistische“ Politik die dritte heutzutage angeblich fehlen soll, nämlich die „Möglichkeit, den revolutionären Bewegungen aller. kriegführenden Länder wechselseitige Hilfe zu geben“. Hier sind die Autoren offenbar von der berichteten Allmacht des totalitären Regimes hypnotisiert. Tatsächlich wird die Unbeweglichkeit der deutschen und italienischen Arbeiter keineswegs von der Allmacht der faschistischen Polizei bestimmt, sondern durch das Fehlen eines Programms, den Verlust des Glaubens an alte Programme und Losungen und die Prostitution der Zweiten und Dritten Internationale. Nur um dieser politischen Atmosphäre von Desillusionierung und Verfall konnte der Polizeiapparat solch „Wunder“ erzeugen, die, es ist traurig zu sagen, einen übertriebenen Eindruck in der Meinung einiger unserer Genossen hinterlassen haben.
Es ist freilich leichter, den Kampf in jenen Ländern zu beginnen, wo die Arbeiterorganisationen bis jetzt noch nicht zerschlagen wurden. Aber er muss gegen den Hauptfeind begonnen werden, der wie bisher zu Hause sitzt. Wäre es begreiflich, wenn die fortschrittlichsten Arbeiter Frankreichs den Arbeitern Deutschlands sagen würden: „Solange ihr in den Netzen der Faschisten bleibt und euch nicht selbst befreien könnt, werden wir unserer Regierung helfen, euren Hitler zu zerschmettern, d.h. Deutschland mit der Schlinge eines neuen Versailler Vertrags zu strangulieren und dann ... dann werden wir den Sozialismus gemeinsam aufbauen“. Dem können die Deutschen gut antworten: „Verzeiht uns, aber wir haben dieses Lied schon von den Sozialpatrioten während des letzten Krieges gehört und wissen sehr gut, wie das alles endete ...“ Nein, auf diese Weise werden wir den deutschen Arbeitern nicht helfen, sich aus der Betäubung aufzuraffen. Wir müssen ihnen in der Praxis zeigen, dass revolutionäre Politik aus einem gleichzeitigen Kampf gegen die betreffenden imperialistischen Regierungen in allen kriegführenden Ländern besteht. Diese „Gleichzeitigkeit“ darf klarerweise nicht mechanisch verstanden werden. Revolutionäre Erfolge, wo immer sie auch ihren Ursprung haben können, würden den Widerstandsgeist und die Erhebungen in allen Ländern ermuntern. Der Hohenzollernsche Militarismus wurde vollständig von der Oktoberrevolution gestürzt, Für Hitler und Mussolini wäre der Erfolg einer sozialistischen Revolution in irgendeinem entwickelten Land der Welt unendlich mal schrecklicher als die kombinierte Kriegsmacht aller imperialistischen „Demokratien“.
Die Politik, die versucht, dem Proletariat die unlösbare Aufgabe zu stellen, alle Gefahren abzuwenden, die durch die Bourgeoisie und ihre Kriegspolitik hervorgerufen werden, ist fruchtlos, falsch und todgefährlich, „Aber der Faschismus könnte siegen!“ „Aber die UdSSR ist bedroht!“ „Aber Hitlers Invasion wurde die Schlachtung der Arbeiter bedeuten!“ Und so weiter, ohne Ende. Natürlich, der Gefahren gibt es viele, sehr viele. Es ist nicht nur unmöglich, sie alle abzuwehren, sondern sogar alle vorauszusehen. Sollte das Proletariat versuchen, unter der Preisgabe der Klarheit und Unversöhnlichkeit seiner grundlegenden Politik jeder episodischen Gefahr gesondert nachzujagen, wird es unfehlbar seinen eigenen Bankrott unter Beweis stellen. Im Krieg werden die Grenzen geändert, militärische Siege und Niederlagen einander ablösen, politische Regie wechseln. Die Arbeiter werden nur dann voll aus diesem monströsen Chaos profitieren können, wenn sie sich nicht in die Rolle eines Kontrolleurs des historischen Prozesses drängen lassen, sondern indem sie sich im Klassenkampf engagieren. Nur die Eröffnung ihrer internationalen Offensive wird nicht alleine den episodischen Gefahren, sondern auch ihrer Hauptquelle ein Ende setzen: der Klassengesellschaft.
Zuletzt aktualisiert am 22.7.2008