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Quelle: A. Pannekoek, Die Abschaffung des
Eigentums, des Staates und der Religion, Vorträge
gehalten im Oktober 1911 in Stuttgart, Verlag: H. Bullmer,
Parteisekretariat, Stuttgart, 1911.
HTML-Markierung und Transkription: J.L.W. für das
Marxists’ Internet Archive.
Selten ist die sozialdemokratische Partei mit so großen Aussichten in den Wahlkampf gezogen wie diesmal. In keiner Regierungsperiode sind die Interessen der großen Volksmassen in so schlimmer Weise durch die Gesetzgebung verletzt worden, als in den verflossenen 5 Jahren. Alle bürgerlichen Parteien haben sich daran mehr oder weniger beteiligt; keine hat diese gemeinschädlichen Maßnahmen mit aller Kraft bekämpft; alle haben sie die Interessen der besitzenden Klasse über die der großen Volksmasse gestellt. Nur die Sozialdemokratie trat immer als die einzige Vertreterin der Massen auf. Und weil die bürgerlichen Parteien ganz gut wissen, wie schwach sie auf diesem Boden der praktischen Fragen dastehen, weil sie mit schwerer Schuld beladen vor die Wähler treten, werden sie zweifellos versuchen, die Aufmerksamkeit von ihren Sünden abzulenken und die Sozialdemokratie wegen ihrer Prinzipien angreifen, Namentlich mit Rücksicht auf die Kleinbürger und Bauern - auf die Arbeiter als Wähler rechnen sie wohl kaum mehr -, die durch die neuen Steuern schwer getroffen wurden, werden sie diese Taktik anwenden. Um sie davon zurückzuschrecken, der einzigen Partei ihre Stimme zu geben, die die Interessen des Volkes verteidigt, werden unsere Gegner sagen: Wählt keine Sozialdemokraten! Denn die Sozialdemokraten wollen das Eigentum abschaffen, sie wollen den Staat abschaffen, sie wollen die Religion abschaffen, die Familie abschaffen; sie wollen die ewigen Grundlagen unserer Ordnung antasten!
Uns kann es natürlich nur freuen, wenn unsere Gegner uns zwingen, den Kampf auf prinzipiellem Gebiete zu führen. Denn unser Ziel ist nicht nur viele Mandate und viele Stimmen zu gewinnen, sondern vor allem: Aufklärung zu schaffen. Wir wollen den Wahlkampf benutzen, um zielklare Sozialdemokraten zu schaffen: darin besteht unser einziger bleibender Gewinn. Nur ein Volk, das durch die sozialistische Aufklärung genau weiß, was die Ursache seiner Not ist, und wie sie beseitigt werden muß, wird imstande sein, den Kapitalismus zu besiegen.
Im Mittelpunkt der Prinzipienfragen, um die es sich in dem Kampf der Klassen handelt, steht die Eigentumsfrage. Das sozialdemokratische Proletariat kämpft für das Gemeineigentum an Produktionsmitteln, die bürgerlichen Klassen und Parteien treten sämtlich für die Erhaltung des Privateigentums als Grundlage der Gesellschaft ein.
Schon der älteste und bekannteste Vorwurf, der den Sozialdemokraten gemacht wurde, heute allerdings nur noch von den Dümmsten und Umwissendsten unserer Gegner, beschäftigt sich mit der Eigentumsfrage. Die Sozialdemokraten wollen teilen! Schrecklich! Man kann sich natürlich in ernster Weise damit nicht beschäftigen. Man tut da am besten, den Gegner zu übertrumpfen und zu erklären: Sie ahnen gar nicht, wie schrecklich wir eigentlich sind. Denn wir wollen nicht teilen; wir wollen alles für uns haben! Weshalb soll die Arbeiterklasse mit der Bourgeoisie teilen? Weshalb soll sie von dem, was sie durch ihren Fleiß erzeugt hat, den nichtsnutzigen Parasiten einen Teil überlassen? Das arbeitende Volk hat das vollste Recht, zu erklären, daß es alles für sich in Anspruch nimmt. Aber wir können noch weitergehen und sagen: Und wenn wir alles haben, sind wir noch nicht zufrieden. Alles was heute produziert wird und zum größten Teil der Bourgeoisie zufällt, ist noch nicht genug. Wenn aller Besitz gleichmäßig verteilt würde, bekäme jeder von uns doch nur ein kleines bißchen. Es ist auch allbekannt, daß unsere Beschwerden gegen die heutige Gesellschaftsordnung nicht nur darin bestehen, daß den Arbeitern ein großer Teil ihres Produktes genommen wird, sondern vor allem darin, daß heute viel zu wenig produziert wird. Die machtvollen Mittel der Technik werden gar nicht ausgenutzt, massenhaft bestehen rückständige Betriebe, maßlos wird die menschliche Arbeitskraft vergeudet. Wir können ungeheure Reichtümer schaffen, aber heute geschieht das noch nicht. Daher ist uns gar nicht mit dem bißchen Produkt, das heute geschafft wird, gedient. Die Arbeiter brauchen nicht die heutigen Reichtümer selbst, sondern die Mittel, die Werkzeuge, die Maschien, den Boden, um sie zu erzeugen. Daher ist unser Ziel. Gemeineigentum der Produktionsmittel, und erst, wenn das arbeitende Volk selbst über die Produktionsmittel verfügt, kann es in gemeinsamer Arbeit den Ueberfluß schaffen, den wir brauchen.
Gemeineigentum an Produktionsmitteln an die Stelle des Privateigentums an Produktionsmitteln, das meinen wir, wenn wir kurz von der Abschaffung des Eigentums reden; über das Eigentum an Verbrauchsartikeln reden wir nicht, da das eine Nebensache ist, die sich von selber findet. Soll das nun besagen, daß die Sozialdemokraten alles Privateigentum an Produktionsmitteln aufheben wollen? Unsere Gegner verbreiten diese Idee natürlich: dem Bauer soll sein Acker, dem Handwerker seine Geräte und jedem sein Geld genommen werden. Aber schon ein Blick in unsere älteste Programmschrift, in das „Kommunistische Manifest“, worin Marx und Engels 1847 zum erstenmale die Grundgedanken der heutigen Sozialdemokratie darlegten, zeigt uns, wie falsch das ist: „Was den Kommunismus auszeichnet, ist nicht die Abschaffung des Eigentums überhaupt, sondern die Abschaffung des bürgerlichen Eigentums.“ Bürgerliches Eigentum bedeutet dort das Eigentum der Bourgeoisie, also was wir heute kapitalistisches Eigentum nennen würden. Aus diesem Satze ist also zu ersehen, daß die Sozialdemokratie sich nie gegen eine bestimmte Eigentumsform richtete, die überall ausgerottet werden sollte, sondern nur gegen das Privateigentum an Produktionsmitteln, das einen kapitalistischen Charakter trägt. Der Kapitalismus hat aus dem Privateigentum etwas ganz anderes gemacht als es früher war; das Eigentum hat unter dem Kapitalismus eine neue Wirkungsweise, ein neues Gesicht bekommen. Die Umwälzung, die wir erstreben, ist nichts anderes, als die notwendige Konsequenz dieser neuen Rolle, die das Eigentum unter dem Kapitalismus spielt. Wenn wir erst die Natur des heutigen kapitalistischen Eigentums klar erkennen, ergibt sich daraus von selbst, was wir Sozialdemokraten wollen.
In der Zeit vor dem Kapitalismus, als Kleinbetrieb und Handwerk herrschten, war das Privateigentum an Produktionsmitteln ein Mittel, durch eigene Arbeit den Lebensunterhalt zu gewinnen. Der Handwerker, der Wohnung und Werkzeuge, der Bauer, der Acker, Hof und Geräte hatte, konnte damit entweder Lebensmittel für sich selbst erzeugen, oder Waren, die er verkaufte und aus deren Erlös er alles kaufen konnte, was er brauchte. Wer besitzlos war, d. h. keine Produktionsmittel besaß, konnte nicht durch eigene Arbeit einen Lebensunterhalt finden; er mußte unterstützt werden, betteln oder rauben. Geld war damals auch schon eine beliebte Form des Besitzes; es diente aber nur als Vermittler des Warenaustausches. Man konnte alles dafür kaufen, aber auch nicht mehr. Wer viel Geld befaß, konnte viele Verbrauchsartikel kaufen, einen großen Staat machen, Luxus entfalten, eine zahlreiche Dienerschaft halten, aber sonst konnte er mit seinem Gelde nichts machen.
Diese kleinbürgerliche Auffassung des Geldes herrscht noch vielfach. Wenn heute jemand aus solchen kleinbürgerlichen Kreisen eine Erbschaft bekommt, wird er nichts Besseres damit zu tun wissen, als mehr und bessere Waren als früher zu kaufen, behäbiger zu leben, besser zu essen und zu trinken, so lange, bis das Geld alle ist. Geld dient ihm nur dazu, aufgebraucht zu werden; ist die Erbschaft verzehrt, dann hört das schöne Leben auf.
Ganz anders gebraucht der Bourgeois oder einer, der in derselben Weise modern denkt, eine Erbschaft. Sie wird nicht verzehrt, sondern als Kapital angelegt; das Geld selbst wird nicht angerührt, sondern nur die Zinsen werden verbraucht. Geld dient in den Händen eines Bourgeois nicht dazu, zum Kaufen von Lebensmitteln ausgegeben zu werden, sondern Profit zu bringen. Geld als Kapital hat die wundervolle Eigenschaft, aus sich selbst immer mehr Geld zu erzeugen, alljährlich einen regelmäßigen Geldertrag zu liefern. Daher ist der Besitz von Geld als Kapital eine Quelle von arbeitslosem Einkommen. Im Gegensatz zu dem kleinbürgerlichen Eigentum ist kapitalistisches Eigentum ein Mittel, ohne Arbeit, also von der Arbeit anderer, zu leben.
Wie ist das möglich? Die Entwicklung der Gesellschaft hat den alten Kleinbetrieb untergraben und aus der Masse
der früheren Kleinbesitzer zwei neue Klassen entwickelt: einerseits die kleine Gruppe von Kapitalisten, die viel besitzen, und andererseits die große Klasse der Besitzlosen, die keine Produktionsmittel besitzen und nur dadurch leben können, daß sie den reichen Besitzern der heutigen großen Produktionsmittel (Fabriken, Maschinen) ihre Arbeitskraft verkaufen. Sie bekommen nur soviel, als zum Leben gerade notwendig ist; alles, was sie durch ihre Arbeit mehr erzeugen, fällt als Mehrwert den Kapitalisten zu, die dadurch fortwährend reicher werden. Jeder, der genügend große Geldsummen besitzt, kann Produktionsmittel kaufen, Arbeiter mieten und in dem Mehrwert, den diese Arbeiter erzeugen, eine Einnahmequelle finden. Die Arbeitskraft der besitzlosen Volksmasse, die mehr Werte erzeugt, als sie selbst zum Leben braucht, ist eine immer sprudelnde, nie versiegende Goldquelle für die besitzende Klasse. Durch die Ausbeutung des arbeitenden Volkes hat erst Geld die Eigenschaft bekommen, als Kapital zu dienen und sich stetig zu vermehren. Jeder, der Geld besitzt, kann an der Ausbeutung teilnehmen, indem er den Unternehmern das Geld zur Verfügung stellt für ihre Geschäfte; er bekommt dann als Zins einen Teil des in der Unternehmung gewonnenen Mehrwertes. Jeder, der Geld besitzt, ist dadurch Teilhaber an der großen Weltausbeutungsgesellschaft und hat Anrecht auf einen Teil der riesigen Mehrwertmasse, die alle Unternehmer zusammen alljährlich aus dem Proletariat herausschinden.
Geld bekommt jetzt einen neuen Sinn und auch ein neues Maß. In der alten kleinbürgerlichen Zeit diente es als Maß der Werte. Die Arbeit, die in einer Ware steckte, die Arbeitszeit, die ihre Erzeugung erheischte, bestimmte die Geldsumme, die für sie bezahlt wurde. In der kapitalistischen Zeit trifft das nicht mehr zu. Das bekannteste Beispiel, worin das zutage tritt, bietet der Grund und Boden. Für Grund und Boden werden hohe Geldsummen bezahlt, trotzdem er nicht das Produkt menschlicher Arbeit ist, keine oder nur wenig Arbeit darin steckt und er also keinen oder nur einen geringen Wert hat. Weshalb werden denn die hohen Preise gezahlt? Weil der Bodenbesitz eine Quelle arbeitslosen Einkommens ist. Ein kapitalistischer Unternehmer (Großbauer) könnte in einer landwirtschaftlichen Unternehmung durch die hohen Preise der Produkte einen viel größeren Profit erzielen, als in anderen Unternehmungen; ein Arbeiter (Kleinbauer) würde auf einem kleinen Grundstück mehr aus seiner Arbeit gewinnen können als sonst. Aber deshalb gestatten die Privatbesitzer des Bodens ihnen dessen Benützung nur gegen Abgabe einer Pachtsumme, die dem Unternehmer nur den üblichen Profit, dem Arbeiter nur ein geringes Einkommen läßt. Die Konkurrenz der Kapitalisten und der Kleinbauern in der Nachfrage nach Grund und Boden sorgt dafür, daß die Grundbesitzer das tun können. So stecken die Grundbesitzer aus der ganzen Mehrwertmasse, die in der Welt produziert wird, ein bedeutendes Stück als Grundrente in die Tasche. Privatbesitz von Grund und Boden ist eine Quelle arbeitslosen Einkommens und stellt sich darin dem Kapital gleich. Er wird daher auch gegen Kapital ausgetauscht nach dem Maßstab des Ertrags, den er abwirft. Ein Grundstück, das 500 Mark Grundrente einbringt, und ein Kapital von 10 000 Mark, das zu 5 Prozent Zins auch 500 Mark bringt, werden gegeneinander ausgetauscht, weil Grundbesitzer und Geldbesitzer dabei dieselben Einkommen behalten, und keiner von ihnen gewinnt oder verliert. Der Kaufpreis des Bodens, den man seinen Kapitalwert nennen könnte, wird also bestimmt durch den Profit, den er dem Besitzer bringt. Mit dem Gelde wird nicht irgend ein aus Arbeit stammender Wert bezahlt, sondern das auf dem Boden erzielte arbeitslose Einkommen.
Etwas ähnliches tritt auch in der modernen Industrie auf. Früher lag es insofern anders, als industrielle Unternehmungen kein Monopol bildeten wie der Bodenbesitz, jeder konnte sie gründen, und der Sachwert der darin enthaltenen Maschinen und Baulichkeiten konnte den Preis bestimmen. In dem Maße jedoch, wie die Unternehmungen riesiger werden und zu ihrer Blüte die Verbindung mit Banken und mit anderen Unternehmungen brauchen, ist das anders geworden. Der einzelne Kapitalist kann nur noch ausnahmsweise selbst eine konkurrenzfähige Unternehmung gründen. Die großen lebenskräftigen Unternehmungen sind - namentlich in Deutschland mit wenigen Ausnahmen - Aktiengesellschaften, und der Geldbesitzer kann sein Geld nur als Kapital verwenden, indem er es in Aktien anlegt. Und für die Aktie gilt dasselbe wie für den Grundbesitz. Hat eine Fabrik an Baulichkeiten und Maschinen 100 000 Mark gekostet, in 100 Aktien zu 1000 Mark Verteilt, und wirft sie 10 Prozent Dividende ab, so fällt auf jede Aktie 100 Mark. Natürlich wird der Aktienbesitzer sie nicht für 1000 Mark abgeben wollen, denn mit 1000 Mark würde er bestenfalls nur 5 Prozent Zinsen, also 50 Mark, machen können. Er wird seine Aktie nur für 2000 Mark verkaufen; sie steht einem Kapital von 2000 Mark gleich, und 2000 Mark wird der Kapitalwert der Aktie sein, mag darauf mit noch so fetten Lettern 1000 Mark gedruckt stehen. Die Gesamtmasse aller Aktien hat einen Kapitalwert von 200 000 Mark; dieser wird nicht durch den Sachwert der Maschinen usw. bestimmt, sondern durch den Profit, den diese abwerfen. Steigt die Dividende, so steigt der Preis (der Kurs) der Aktien. Werfen die Maschinen keinen Profit ab - sie mögen noch so teuer und schön sein, für den Kapitalisten sind sie nutzlos, wertlos; ihr Kapitalwert ist Null, und nur noch der Sachwert gilt für denjenigen, der sie allenfalls gebrauchen kann, den Alteisenhändler.
So hat der Kapitalismus einen völligen Umschwung in das Wesen und das Maß des Eigentums gebracht. Kapitalistisches Eigentum beruht auf Mehrwert; es wird gemessen durch Mehrwert. Ja, es ist im Grunde nichts anderes als Anspruch auf Mehrwert.
Das tritt besonders klar in der Form dieses Eigentums zutage. Der Besitz des Kleinbürgers bestand in Werkzeugen und Werkstatt, der Besitz des Bauern bestand in Hof und Acker - alles sichtbare, handgreifliche Dinge. Zu Anfang des Kapitalismus konnte auch der Unternehmer auf seine Fabrik zeigen, wenn man ihn nach seinem Besitz fragte. Fragen wir aber den modernen Kapitalisten, er solle uns sein Eigentum zeigen, so kann er uns in keine Fabrik führen, die ihm gehört. Er ist nur Aktionär, er hat Anteile in mehreren Unternehmungen, die ihm nicht ganz angehören und über die er nicht verfügen kann. Sein Besitz ist auch kein Geld, denn das Geld hat er ja für die Aktien weggegeben, es steckt in der Produktion. Sein Besitz besteht in Aktien; was er uns vorzeigt, sind Stücke Papier, und diese Papiere geben ihm Anrecht auf einen bestimmten Teil des Mehrwerts. Diese Papiere sind Scheine, worauf steht, daß der Besitzer das Recht hat, ohne irgendwelche Gegenleistung aus dem alljährlich erzeugten gesellschaftlichen Reichtum ein Teil für sich zu nehmen.
Darin zeigt sich nun der Charakter des kapitalistischen Eigentums im klarsten Lichte. Die ganze Welt ist in emsiger Arbeit begriffen. Millionen Arbeiter schaffen und schuften, Werkmeister treiben sie an, Techniker und Direktoren leiten die Arbeit und als Resultat fließt alljährlich eine gewaltige Produktenmasse aus den Werkstätten. Aber sofort stürzen sich wie eine Schar Raubvögel die Aktionäre, die Kapitalbesitzer darauf, und nehmen auf Grund ihrer Papiere den größten Teil weg. Im Mittelalter plünderten die Raubritter die Kaufleute aus; aber sie mußten sich wenigstens die Mühe geben, bei Nacht und Nebel hinauszureiten und ihre eigene Haut wagen. Diese modernen Räuber brauchen sich nicht zu bemühen und haben nichts zu wagen; ihre Papiere geben ihnen den „Rechtsanspruch“ auf ihre Dividenden, die ihnen ehrfurchtsvoll ins Haus gebracht werden. Ein größerer Widersinn ist kaum auszudenken. Wie kann eine Gesellschaft das dulden, daß sie in solcher Weise von einer nutzlosen Parasitenbande ausgeplündert wird? Das ist die Rolle des modernen kapitalistischen Privateigentums. Die Abschaffung des Eigentums, die wir erstreben ist nichts anderes, als die Aufhebung dieses Widersinns.
So sieht das Eigentum aus, das wir abschaffen wollen. Da muß es aber aufs höchste wundernehmen, weshalb unsere Ziele so viel Widerstand finden. Die ausbeutende Bourgeoisie bildet doch nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung! Weshalb ist es denn so schwer, jenen offenkundigen Widersinn zu beseitigen? Natürlich kommt dabei in Betracht, daß die Arbeiterklasse erst langsam und allmählich aufgeklärt wird und eine ausreichende Organisationsmacht bilden kann. Aber daneben ist der wichtigste Umstand, daß es heute außer Kapitalisten und Lohnarbeitern noch eine zahlreiche Mittelklasse gibt, für die das Eigentum eine ganz andere Bedeutung hat.
Natürlich ist auch das kleinbürgerliche Eigentum, das heute noch übrig geblieben ist, nicht mehr dasselbe wie früher. Durch die überlegene Konkurrenz der kapitalistischen Großbetriebe kann es sich meist nur schwer auf den Beinen halten. Die unproduktive Arbeitsweise des Kleinbauern und des Handwerkers ist gegenüber der modernen Technik nicht konkurrenzfähig. Nur durch schwere Arbeit kann der Kleinbetrieb sich noch halten. Er bietet also seinen Besitzern nicht mehr ein Mittel, durch eigene Arbeit eine auskömmliche Existenz zu gewinnen. Der Mittelstand jammert und klagt, daß sein Leben schwer ist, und nicht mit Unrecht. Aber gerade deshalb halten diese Kleinbesitzer mit Zähigkeit an ihrem Besitze fest, denn, wenn sie ihn verlieren, droht ihnen der Sturz ins Proletariat. Davor fürchten sie sich, und deshalb klammern sie sich nicht nur mit Nägeln und Zähnen, sondern auch mit ihrem Geiste an ihrem Eigentum fest. Redet man zu ihnen über Abschaffung des Eigentums, so glauben sie, daß ihr kleiner Besitz damit gemeint ist. Sie glauben, daß die Sozialisten ihnen ihr Eigentum nehmen wollen, damit sie auch Proletarier werden, und sie haben keine blasse Ahnung davon, daß unser Kampf nur dem kapitalistischen, auf Ausbeutung beruhenden Eigentum gilt. Daher lassen sie sich in ihrer Dummheit als Schutzwache des Kapitals gebrauchen, obgleich es sie durch seine überlegene Macht bedrückt und obgleich der Sieg des Sozialismus ihnen eine bedeutende Erleichterung ihrer Lasten bringen würde.
Noch schlimmer steht es mit denjenigen Kleinbürgern und Kleinbauern, die vom Kapital abhängig geworden und dem Kapital tributpflichtig sind. Ihre Lage zwingt sie, dann und wann Schulden einzugehen, ihre Wirtschaft mit Hypotheken zu belasten, und das wird so lange weitergehen, bis die Zinsen soviel von dem Ertrag ihrer Arbeit fressen, daß ihnen nichts mehr übrig bleibt, als gerade zum Leben notwendig ist.
Diese „Privatbesitzer“ sind so in derselben Lage wie Lohnarbeiter, die auch von dem ganzen Ertrag ihrer Arbeit nur den Teil bekommen, der zum Leben notwendig ist. während alles andere dem Kapitalisten zufällt. Sie werden also auch ausgebeutet; obgleich der Form nach Privatbesitzer von Produktionsmitteln, sind sie in Wirklichkeit Ausgebeutete des Kapitals. Und sie werden noch viel schlimmer ausgebeutet als Lohnarbeiter. Weshalb? Weil sie eben der Form nach Privatbesitzer sind. Sie arbeiten Tag und Nacht ohne Rasten, ihre Arbeitszeit findet keine Grenze, Frauen und Kinder werden mit abgerackert, sie stellen sich mit dem dürftigsten Lebensunterhalt zufrieden, alles aus Furcht, daß sie sonst die Zinsen nicht aufbringen können und von Haus und Hof verjagt werden. Die Lebenssicherheit, die das kleinbürgerliche Eigentum gibt, bedeutet bei ihnen nur die Sicherheit, ausgebeutet zu werden; und diese Sicherheit deucht ihnen so wertvoll im Vergleich zu der Lebensunsicherheit des Lohnarbeiters, daß sie dafür die allerschlimmsten Arbeitsverhältnisse mit in Kauf nehmen. Ihr Eigentum wird ihnen zur Sklavenfessel, die sie an die Scholle bindet und verhindert, die Stellen aufzusuchen, wo sie ihre Arbeitskraft unter den günstigsten Bedingungen verkaufen können. Weil sie glauben, Eigentümer zu sein, sind sie die wehrlosesten Sklaven des Kapitals. In Wirklichkeit ist die Hypothekenbank Eigentümerin ihres Bodens, denn alles, was der Besitz des Bodens an Ertrag abwirft, fällt ihr zu; der Bauer ist unter dem Scheine des Besitzers nur ein schlecht entlohnter Lohnarbeiter, der schuftet, um dem Kapital Profit zu bringen und dabei nicht einmal eines festen Lohnes sicher ist.
Diese proletarisierten Kleinbauern und Handwerker gehören zu uns; sie gehören zu der Partei des Proletariats, die alle Ausbeutung bekämpft. Ihre Ausbeuter sind auch unsere Bedrücker; unsere Feinde sind auch ihre Feinde. Aber sie wissen das oft nicht. Ihre schwere Arbeit und Sorge verhindert sie, sich über die Ursache ihres Elends und die Ziele der Sozialdemokratie aufzuklären. Wenn ihnen gesagt wird, die Sozialisten wollen das Eigentum abschaffen, so glauben sie, daß ihnen auch das ihrige genommen werden wird. In ihrer Unwissenheit halten sie sich selbst für Besitzer ihrer Produktionsmittel, und sie haben gar keine Ahnung von der Rolle, die das Privateigentum spielt bei denjenigen, die es wirklich besitzen, bei den Großkapitalisten, in den höchsten Schichten der Gesellschaft. Hier ist es vor allem nötig, Aufklärung zu schaffen, so schwierig es auch sein mag, über die Natur des kapitalistischen Eigentums. Ihnen muß klar gemacht werden, daß unser Ziel, die Aufhebung des kapitalistischen Eigentums, nichts anderes bedeutet, als die Aufhebung aller Ausbeutung, also auch ihrer Ausbeutung.
Das Wesen des kapitalistischen, auf Ausbeutung beruhenden Eigentums macht erst die Forderungen und Ziele der Sozialdemokratie verständlich. Wir sind nicht versessen auf eine bestimmte Eigentumsform, die wir überall durchführen wollen; versessen sind wir nur auf die Beseitigung der Ausbeutung. Wir erklären nicht, daß das Gemeingut an Produktionsmitteln das einzig richtige, Privateigentum immer Verkehrt ist. Wir heben in unserem Programm klar hervor, daß das Privateigentum für die Zeit des Kleinbetriebes natürlich und notwendig war, weil der Kleinbetrieb zu Grunde gegangen ist. Wir sind gegen das Privateigentum nur, weil und soweit es kapitalistisches Eigentum ist. Wir denken deshalb nicht daran, alles Privateigentum an Produktionsmitteln aufzuheben. Die Bauern und Kleinbürger können also ganz ruhig sein; der Sieg des Sozialismus wird ihnen nichts nehmen als viele Lasten, die sie jetzt bedrücken.
Aber auch die Abschaffung des kapitalistischen Eigentums, die große Enteignung, die Expropriation, zeigt sich jetzt in einem andern Licht. Unsere Gegner denken dabei immer an eine gewaltsame Konfiskation des großen Besitzes. Aber diese wird nach dem oben Ausgeführten kaum nötig sein. Nicht die Aufhebung des Eigentums wird als Mittel dienen, die Ausbeutung aufzuheben, sondern umgekehrt wird durch die Beseitigung der Ausbeutung das kapitalistische Eigentum aufgehoben werden. Denn kapitalistisches Eigentum beruht nur auf Mehrwert, wird also mit dem Verschwinden des Mehrwertes selbst verschwinden.
Wenn das Proletariat die politische Macht erobert und die Staatsgewalt nicht mehr hinter den Unternehmern, sondern hinter den Arbeitern steht, werden diese durch ihre gewerkschaftlichen Organisationen mit Leichtigkeit große, bedeutsame Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen erkämpfen können. Sie werden ihren Lohn steigern, ohne Rücksicht auf den Profit der Unternehmer; der Mehrwert, der den Kapitalisten bleibt, geht immer weiter herunter und verschwindet schließlich völlig. Wenn aber die Unternehmungen keinen Profit mehr bringen, wird ihr Kapitalwert Null; obgleich sie für die Gemeinschaft noch sehr wertvoll sind, sind sie für die Kapitalisten wertlos geworden; die Freude am Geschäft wird ihnen verdorben; sie werden die Bude schließen und froh sein, wenn der Staat sie ihnen für eine kleine Summe abkaufen will. Das kapitalistische Eigentum ist aufgehoben, dadurch, daß die Ausbeutung beseitigt ist. Das Geld hat dann die Eigenschaft verloren, als Kapital zu dienen und Zins abzuwerfen; es kann nur noch zum Kaufen von Verbrauchsartikeln benutzt werden. Die Quelle des Mehrwerts ist versiegt.
Das ist die ökonomische Enteignung, die Expropriation der Expropriateure, von der Marx sprach. Sie sollte nicht mit der juristischen Expropriation verwechselt werden, die heute vom Staate oft angewandt wird, wobei das Verfügungsrecht genommen, aber der Wert entschädigt wird. Die Enteignung der Kleinbesitzer durch die Großkapitalisten bestand auch nicht in einer gewaltsamen Konfiskation, sondern in der Entwertung ihres Besitzes. So wird in der Zukunft durch die Aktion der Arbeiter das kapitalistische Eigentum entwertet werden. In dieser Entwertung besteht die Expropriation, die wir meinen. Natürlich können und werden daneben Konfiskationen oder juristische Enteignungen stattfinden, um die Organisation der Produktion durchführen zu können; aber sie haben mit der Abschaffung des Eigentums nichts zu tun. Die Abschaffung des Eigentums, die wir meinen, ist nichts anderes, als die Aufhebung der Ausbeutung. Die Umwandlung einer durch Elend und Not niedergedrückten ausgebeuteten Masse in eine freie glückliche Menschheit, die sich durch ihre Arbeit Ueberfluß und Wohlfahrt schafft, das ist die Aufhebung des Eigentums, die wir uns als Ziel setzen.
Unter den vielen Fragen, um die der politische Kampf geführt wird, nehmen die Verfassungsfragen eine besondere Stelle ein. Bei den andern Fragen handelt es sich um die unmittelbaren Interessen des Volks; in welchem Maße da die verschiedenen Interessen zur Geltung gelangen, hängt davon ab, welche Macht jede Volksgruppe nach der Verfassung ausüben kann. Daher bilden die Verfassungsfragen die Grundlage der ganzen Politik; darin wird über die Machtverhältnisse im Staate entschieden.
Der Wille des Volkes kommt im Reichstag, wenn auch durch die Ungleichheit der Wahlkreise nicht ungefälscht, zum Ausdruck, weil der Reichstag vom Volke erwählt wird. Der Reichstag aber regiert nicht allein; er beschließt zwar mit über die Gesetze, aber daneben entscheiden auch die Regierungsvertreter im Bundesrat. Die Regierung, die aus den Spitzen der Behörden und der Bureaukratie besteht, steht als eine vom Volte unabhängige Macht neben dem Reichstag, beschließt mit über die Gesetze, gebietet über die ganze Verwaltung und über alle Machtmittel des Staates. Die Volksmasse wird politisch durch eine fremde Macht, die Staatsgewalt, beherrscht.
Das unmittelbare Kampfesziel der Sozialdemokratie ist, diese Macht zu brechen. Zur Durchführung ihres ökonomischen Zieles muß das Volk selbst über die politische Macht gebieten. Das politische Ziel der Sozialdemokratie ist also eine Verfassung, wodurch der Wille der Volksmehrheit ungeschwächt und unverfälscht das ganze Staatsleben bestimmt. Dieses Ziel wird durch zwei Prinzipien ausgedrückt, die wir als unsere politischen Grundforderungen aufstellen: Parlamentarismus und Demokratie.
Der Parlamentarismus bedeutet die Herrschaft des Parlaments im Staate. Das Parlament besteht aus den gewählten Vertretern des Volkes. Soll daneben noch eine andere Macht gelten? Wozu soll der Wille eines Fürsten, einer Hofclique, einer Gruppe von Adeligen, Bureaukraten oder Generäle gegen den Willen des Volkes zur Geltung kommen? In den parlamentarisch regierten Ländern ist das auch nicht der Fall; da ist die Regierung nur ein Ausschuß der Parlamentsmehrheit; die Minister müssen gehen, wenn die Parlamentsmehrheit ihnen ein Mißtrauensvotum erteilt, und nur Minister, die dieser Mehrheit genehm sind, können sich halten. Da die Minister an der Spitze der Verwaltung stehen und die obersten Behörden bilden, unterstehen der ganze Regierungsbetrieb und alle Machtmittel des Staates der Botmäßigkeit des Parlaments.
Aber Parlamentsmacht bedeutet nur dann Volksmacht, wenn die Mehrheit des Volkes in der Mehrheit des Parlaments zum Ausdruck kommt. Daher ist Demokratie nötig. Wo wirklich allgemeines gleiches direktes Wahlrecht herrscht, spiegelt die Zusammensetzung des Parlaments genau die Ansichten des Volkes, und da beherrscht in der Tat der Volkswille den ganzen Staat.
Natürlich ist dabei zu bedenken, daß diese beiden von uns erstrebten politischen Formen nur Formen, und daher nicht von selbst mit sich bringen, daß der Volkswille das Staatsleben beherrscht. In England z. B. befindet sich die Regierung, trotz des parlamentarischen Systems, in den Händen zweier Cliquen von Politikern und Parteihäuptern, die abwechselnd regieren; diese gebieten über die Parteimaschinen und ihre Kandidaten; die Parteien im Parlament bilden ihre gefügige Gefolgschaft, statt unabhängige Vertreter des Willens ihrer Wähler zu sein. Der großen Wählermasse fehlt die klare politische Einsicht und die Organisation, sich von dieser Herrschaft freizumachen, und sie können immer nur wieder eine der beiden Parteien wählen. Wo eine Volksmasse wirtschaftlich von einer kleinen Gruppe abhängig ist, wird sie in der Regel auch geistig in deren Bann stehen und die Weltordnung für natürlich halten; mögen da Parlamentarismus und Demokratie am vollkommensten ausgebildet sein, so bilden sie doch nur die Form für eine Klassenherrschaft.
Erst durch die geistige und politische Selbständigkeit der Volksmasse bekommt diese Form einen Inhalt. Der Sozialismus bedeutet die geistige Befreiung, die politische Aufklärung der Massen, wodurch ihr Willen eine feste, klare Richtung bekommt. Daher kann erst durch den Sozialismus das Parlament zum Ausdruck eines bewußten Volkswillens werden; dadurch erst werden Demokratie und Parlamentarismus mehr als trügerische Formen. Umgekehrt wird auch gerade deshalb eine sozialistische Volksmasse den hohen Wert dieser Formen verstehen, sie als ihre Forderungen aufstellen und dafür kämpfen. Sind sie verwirklicht, dann werden wir, sobald wir die Mehrheit des Volkes für uns gewonnen haben, über Gesetze und Regierung gebieten und sie zur Umwälzung der Wirtschaft in der Richtung des Sozialismus gebrauchen.
Vielfach wird geglaubt, daß damit über die politische Zukunft genug gesagt ist. Aber hier setzen gerade die Einwände unserer Gegner ein und zwingen uns, die Eroberung des Staates durch die Sozialdemokratie eingehender zu betrachten: Denn sie sagen, der Sozialismus bedeute die Staatsallmacht, die völlige Versklavung der Menschen unter das Joch des allmächtigen Staates. Und auf den ersten Blick scheinen sie damit recht zu haben. Denn wenn die Sozialdemokratie ihre Herrschaft dazu benutzt, alle Privatbetriebe zu Staatsbetrieben zu machen, kommt die Macht des Staates als allgemeiner „Arbeitgeber“ zu seiner politischen Macht hinzu. Aber noch weitere Nachteile hat diese Umwälzung. Schon heute zeigen sich Staatsbetriebe weniger rentabel als Privatbetriebe, die im kaufmännischen Geiste geleitet werden; unter der Leitung einer unfähigen, beschränkten, dünkelhaften Bureaukratie sind die Staatsbetriebe sehr teuer. Während sie nun heute Ausnahme sind, werden sie dann allgemein werden, mit dem bloßen Unterschied, daß eine sozialistische Bureaukratie an die Stelle der heutigen Bureaukratie tritt.
Diese Einwände gegen den „Staatssozialismus“ werden vielfach von unseren Gegnern vorgebracht; vor allem in den Kreisen des kleinen Unternehmertums hört man sie oft. Sie zeigen, daß der Charakter weder des heutigen Staats, noch der politischen Umwälzung, die wir erstreben, verstanden wird. Deshalb ist es nötig, zuerst das Wesen des Staates näher zu betrachten.
Der Staat ist heute in erster Linie ein Herrschaftsmittel der Bourgeoisie, um die ausgebeutete Volksmasse niederzuhalten. Das bestimmt seinen Charakter. Die Bourgeoisie brauchte für die Vertretung ihrer Interessen immer eine starke Staatsgewalt, um die bürgerliche Ordnung, die Grundbedingung für den ungestörten Fortgang von Handel, Wirtschaft und Verkehr herzustellen. Früher war das vor allem die Sorge für die Sicherheit, den Schutz von Leben und Eigentum, gegen Diebe, Räuber und ähnliche störende Elemente. Der Staat hatte die Rolle des „Nachtwächters“ zu erfüllen. Aber in dem Maße, wie die ausgebeutete Masse sich erhebt und die Kapitalistenklasse ihre Herrschaft bedroht fühlt, ändert sich diese Rolle. Die Macht des Staates wird immer mehr gegen diese emporstrebende Klasse gerichtet; die Aufgabe des Staates wird immer mehr die, die revolutionäre Bewegung niederzuhalten. Daher tritt der Charakter des Staates als gewaltsamer Bedrücker des Volkes, als Herrschaftsinstitut im Dienste der Besitzenden immer schärfer hervor und bestimmt sein ganzes Wesen.
Dieser Charakter muß vollkommen wegfallen, sobald die Volksmasse selbst den Staat erobert. Man hat früher oft von einer Diktatur des Proletariats geredet, als es möglich erschien, daß das Proletariat als wichtigste, aber noch nicht zahlreichste Klasse der Gesellschaft die Macht eroberte. Jetzt wird sie überflüssig, weil wir sehen, daß die Arbeiterklasse nur als große Volksmehrheit die Macht erobern kann. Dann muß der Herrschaftscharakter des Staates völlig verschwinden. Das Volk kann von einer kleinen Minderheitsgruppe beherrscht werden; aber über wen soll es selbst herrschen? Ueber sich selbst. Braucht aber das Volk eine Staatsgewalt, um sich selbst zu beherrschen, d. h. sich selbst seinen eigenen Willen aufzuzwingen? Eine Minderheit kann nur herrschen durch starke Gewaltmittel, um sich die Mehrheit gefügig zu machen. Eine Mehrheit braucht, um ihren Willen durchzusetzen, keine materiellen Gewaltmittel; der moralische Einfluß reicht hier aus. Durch die im langen Befreiungskampf eingeübte Disziplin wird der Einzelne sich freiwillig den Beschlüssen des Ganzen fügen. Und fügt er sich nicht, auch gut; die Mehrheit wird dadurch nicht daran verhindert werden können, ihren Weg zu gehen. Die heutige Arbeiterbewegung zeigt uns schon das Bild einer demokratischen Organisation, wo man ohne Zwangsgewalt auskommt. Meistens fügt die Minderheit sich einfach dem Beschluß der Mehrheit; kann und will sie es nicht, so geht sie ihren eigenen Weg; und mag das mitunter schweren Schaden und lange Kämpfe mit sich bringen - weil wir heute im Kriege gegen einen mächtigen Feind stehen -, die Praxis zeigt schließlich, wer Recht hatte und bringt sie wieder zusammen. Gerade aus dieser Freiwilligkeit entwickelt sich die Disziplin, die Unterordnung des eigenen Willens unter den Gesamtwillen als höchste proletarische Tugend immer stärker. Dies gibt uns im Kleinen schon ein Bild der Zukunft; die Mehrheit braucht keine Gewalt. Gewalt ist die Waffe der Minderheit.
Und schließlich, wollte auch die neue Staatsmacht Gewaltmittel anwenden wollen; sie kann es nicht, denn sie sind nicht mehr da. Der große Kampf um die Macht, die Eroberung der politischen Herrschaft durch das Volk, besteht gerade darin, daß alle Machtmittel des Staates gebrochen und vernichtet werden. Die proletarische Revolution bedeutet eben die Zerstörung des Staates als Herrschaftsorganisation. Und die proletarischen Organisationen, die die Staatsgewalt besiegt und gebrochen haben, sind dann zur maßgebenden Macht in der Gesellschaft geworden. Diese auf demokratischer Selbstverwaltung aufgebauten, berufsmäßig gegliederten Organisationen, die sich aus den Massen selbst entwickelt haben, beherrschen jetzt das politische Leben und machen es unmöglich, daß eine über den Massen stehende selbständige Staatsgewalt das Volk beherrschen könnte.
Mit der Staatsallmacht unter dem Sozialismus kann es also nicht weit her sein. Aus dem heutigen Charakter des Staates darf man nicht einfach auf seinen künftigen Charakter schließen, denn das Wesen des Staates und seine Formen werden völlig durch die Rolle bestimmt, die er im Wirtschaftsleben zu erfüllen hat.
Die politische Organisation ist immer ein wirtschaftliches Instrument zu wirtschaftlichen Zwecken. Diese Zwecke bestimmen ihre Form; ihre Form wechselt daher mit der Zeit und der Produktionsweise und ist nur aus den Bedürfnissen der Produktion und der jeweilig herrschenden Klasse zu verstehen. So hatten die Menschen auf der Stufe der primitiven Barbarei ihre demokratische Stammesverfassung. Die freien Bauerngemeinden im Mittelalter hatten ihre demokratisch-republikanische Verfassung, während die Städtebürger in ihrer Kommune, ihrer Stadtgemeinde, die das Zusammengehörige umfaßte und gegen die äußere feudale Welt abschloß, ihre entsprechende politische Organisation fanden. Die emporkommende Bourgeoisie schuf die zentralisierte Staatsgewalt, den Nationalstaat, indem sie die Fürsten durch ihr Geld in den Stand setzte, die feudalen und provinzialen Unabhängigkeitsgelüste zu brechen. Sie braucht ein großes, einheitlich verwaltetes Gebiet mit einheitlichen Institutionen, das nach außen stark und mächtig dasteht. Für die mit der Entwicklung des Kapitalismus steigenden Aufgaben des Staates braucht sie eine zahlreiche Beamtenschaft, eine Bureaukratie.
In allen kapitalistischen Ländern hat sich eine solche Bureaukratie im Dienste der Bourgeoisie ausgebildet. In Deutschland bekam sie einen besondern Charakter durch den wirtschaftlichen Rückgang seit dem 16. Jahrhundert, wodurch das Bürgertum machtlos wurde und die Fürsten sich zu unbeschränkten Despötchen emporschwangen. In ihrem Auftrag herrschte eine rückständige beschränkte dünkelhafte, meist erbliche Bureaukratie, adlig oder nichtadlig, und schuhriegelte Bauern und Bürger. Diese Beamtenkaste war - in Süddeutschland so gut wie im Norden - der schlimmste Feind und Bedrücker des Volkes; umsomehr muß man sich wundern, daß demokratische Politiker glauben, als Vertreter des Bauern- und Bürgertums aufzutreten, wenn sie sich bei der staatlichen Bureaukratie anzubiedern suchen.
Der moderne Aufschwung des Kapitalismus in Deutschland hat diese alte Bureaukratie nicht durch eine modern denkende ersetzt, sondern sie einfach mit all ihren Rückständigkeiten übernommen und in den Dienst der Bourgeoisie gestellt. Sie hat dabei ihre alten schönen Eigenschaften, Beschränktheit, Unfähigkeit, Dünkel beibehalten. Diese liegen in dem Wesen eines Beamtentums begründet, das die Ämter nicht kraft seiner Fähigkeit, sondern kraft seiner Macht besitzt, und worin jeder nur ein Rädchen in der Herrschaftsmaschine darstellt, also nichts versteht als nur die Routine seines Amtes. Aber zugleich hat diese Bureaukratie einen neuen kapitalistischen Charakter hinzubekommen. Weil sie als Beauftragte der reichen Bourgeoisie den Staat verwalten und direkt über die Machtmittel des Staates verfügen, gebrauchen sie diese zugleich für das eigene Interesse, um sich selbst aus der großen Mehrwertsmasse möglichst viel zuzuschanzen. Die Bourgeoisie läßt sich das gefallen, soweit im übrigen ihre Interessen gut versorgt werden; weil sie die preußischen Junker gegen das Proletariat braucht, läßt sie zu, daß diese sich enorm bereichern. Und weiter kommt hinzu, daß die staatliche Bureaukratie schöne Versorgungsstellen für Vettern und Schwiegersöhne der Bourgeoisie selbst liefert.
So ist die heutige Bureaukratie zu einer besondern Gruppe der ausbeutenden Klasse geworden, die an dem Mehrwert teilnimmt. Das bestimmt ihre Charakterzüge.
Diese treten besonders auffallend zu Tage, wo dem Staat durch die modernen Staatsbetriebe neue Aufgaben zufallen. Weil ihre Verwaltung - wie bei Eisenbahnen, Telegraphen, Postbetrieb usw. - höhere Ansprüche stellt, tritt hier das Mißverhältnis besonders scharf auf. Weil der Herrschaftscharakter des Staates hier bleibt, stehen die Arbeiter und unteren Beamten in Staatsbetrieben unter einem viel schwereren Druck als bei Privatunternehmern. Die höheren Aemter werden als Teile der staatlichen Bureaukratie betrachtet, als Versorgungsstellen mit schönen Gehältern, deren Inhaber zu der herrschenden Klasse gehören. Daher kommt die nur allzu berechtigte Klage, daß diese Beamten in Staatsbetrieben teuer und unfähig sind, während auf die Interessen des Publikums keine Rücksicht genommen wird. Das ist bei dem Charakter des heutigen Staates unvermeidlich: es kommt daher, daß der Staat die politische Herrschaftsinstitution, zugleich als kapitalistischer Unternehmer auftritt. Man findet diesen Zustand deshalb in allen kapitalistischen Ländern, im demokratischen Frankreich und Amerika und im parlamentarischen England so gut, wie im absolutistischen Deutschland. Der Unterschied liegt nur darin, daß hier die Beamten, durch die Gunst von oben angestellt, eine einzige feste Clique bilden, während sie dort in zwei Cliquen getrennt sind, die als Gefolgschaft der beiden, um den Besitz der Regierung hadernden bürgerlichen Parteien abwechselnd als Siegesbeute die fetten Verwaltungsposten beschlagnahmen.
Die Form des Staates, der politischen Organisation nach dem Siege des Proletariats, ergibt sich auch aus der Rolle, die sie im Wirtschaftsleben zu erfüllen hat. Eine ausgebeutete Klasse niederzuhalten ist dann nicht mehr nötig; die Rolle des Staates als Herrschaftsinstitut fällt weg. Der Glauben der Bourgeoisie, es werde immer ein Zwang nötig sein, die Menschen zur Arbeit zu treiben, findet seinen Grund in dem Mangel an Einsicht in die Tatsache, daß das Unerträgliche und Abstoßende der heutigen Arbeit nur in der heutigen ökonomischen Form der Lohnarbeit, in der Ausbeutung liegt und daher mit der Ausbeutung verschwinden wird.
Fällt die Rolle des Staates als Herrschaftsinstitut weg, so bleibt nur die der wirtschaftlichen Verwaltung. Die politische Organisation hat nur noch den Zweck, die Organisation der Arbeit durchzuführen. Gesetze sind dann nichts anderes, als allgemein notwendige Arbeitsordnungen.
Wird hier nun der Staat, der als Organ des Allgemeinwillens die ganze Produktion regelt, die Arbeitsordnung feststellt und damit über das ganze Wirtschaftsleben gebietet, nicht eine viel größere Macht bekommen, als der alte Herrschaftsstaat der Bourgeoisie? Wird der Einzelne ihm gegenüber nicht völlig machtlos sein, und werden dadurch die neuen Beamten nicht eine viel allmächtigere Bureaukratie bilden, bloß durch ihre Leitung des Wirtschaftslebens? Solche Anschauungen entstehen dadurch, daß die heutigen Verhältnisse einfach auf die Zukunft übertragen werden. Man vergißt dabei, daß der Charakter und die Bedürfnisse der Arbeit den Charakter und die Einrichtung der Verwaltungsorgane bestimmen. Mit dem Umschlag des Charakters der Arbeit schlägt auch die Organisation der Verwaltung um. An die Stelle der Zentralisation tritt Dezentralisation, an die Stelle des Fabrikdespotismus tritt die Selbstverwaltung.
Heute herrscht in der Fabrik der Despotismus des Kapitalisten, dessen Wille die Arbeitsordnung festsetzt. Die Losung der Fabrikdemokratie ist unter dem Kapitalismus utopisch, weil nicht die vernünftige Regelung der Arbeit, sondern nur der Unternehmerprofit Sinn und Ziel der ganzen Produktion ist. Andererseits gehört die Zentralisation aller Macht in der Staatsregierung zu dem Wesen des Bourgeoisstaates, der alle Unterschiede im Innern auszuwischen sucht und alle Selbstverwaltung der Teile möglichst aufhebt und zerdrückt, während er sich nach außen möglichst scharf von der übrigen Welt abtrennt und ihr als eine geschlossene einheitliche Macht gegenübertritt. Dieser Charakter fällt mit der Aufhebung des Bourgeoisstaates von selbst weg. Für die Organisation der Arbeit ist diese stramme Zentralisation nicht nötig und nicht möglich. Je nach der Entwicklung eines Betriebszweiges und dem Umfange seines Absatzkreises wird seine Organisation größere oder kleinere Gebiete umfassen. Die Brotproduktion braucht nicht von Berlin aus für ganz Deutschland organisiert zu werden; hier liegt die Organisation nach Gemeinden auf der Hand. Dagegen erfordern z. B. die schwere Industrie, der Eisenbahnverkehr, die Bergwerke wenigstens Organisationen nationalen Umfanges. Die Verwaltungseinheiten werden, je nach Art und Bedürfnis des Betriebes, den verschiedensten Umfang haben; vom heutigen Staat an bis zu Bezirken, Gemeinden, Betriebsgenossenschaften werden die verschiedensten Organisationen vorkommen; während die Regelung der Arbeit in jeder Werkstatt in hohem Maße der Selbstverwaltung der Beteiligten überlassen werden muß. Die Rolle der Staatsgewalt als leitenden Organs wird sich dabei auf nicht viel mehr als auf die eines statistischen Amtes beschränken. Und der Staat wird nicht einmal oberstes Organ, das über alle gebietet; denn viele Gebiete des Wirtschaftslebens erfordern heute schon eine internationale Regelung und Verwaltung für die ganze Welt. So wird der Machtbereich des, heutigen Staates als Verwaltungsorgan von beiden Seiten beschnitten, von unten durch die Selbstverwaltung der kleinen Verbände verschiedener Stufen, von oben durch die internationale Organisation. Der heutige Staat, der alle Macht monopolisiert, als sei er das einzig natürliche Einheitsgebiet der Menschen, verfließt dann und wird zu einem der vielen Zwischenformen zwischen der kleinsten Werkstattorganisation und dem allgemeinen Weltverband der Menschheit.
Der Staat braucht also nicht abgeschafft zu werden. Als Herrschaftsinstitut fällt er zugleich mit der Eroberung der politischen Herrschaft durch das Proletariat, die seine Gewaltmittel bricht. Er wird einfach zu einem Verwaltungsorgan wirtschaftlicher Natur zum Zwecke der Organisation der Produktion. Dabei gibt er einen so großen Teil seines Wirkungsgebietes an andere Verwaltungseinheiten ab, daß er immer mehr von seiner heutigen hervorragenden Stellung zurücktritt. Er stirbt immer mehr ab, während die organisierte Gemeinschaft der Menschheit aufblüht, nicht mehr durch die Herrschaft eines Menschen über den andern gestört, durch die gemeinsame Arbeit zu einer Einheit zusammengeschmiedet, deren Grundlage durch keinen Zwang, sondern durch die Solidarität, die natürliche Unterordnung des Einzelnen unter die Gesamtheit, gebildet wird.
Um in den rückständigsten Gegenden die Berührung der Bevölkerung mit sozialdemokratischen Ideen zu verhindern, um die gläubigen Arbeiter von dem Eintritt in unsere politischen und gewerkschaftlichen Organisationen abzuhalten, wird von Zentrumsleuten und Pfaffen die Behauptung ins Land geschrien: „Die Sozialdemokratie will die Religion abschaffen!“ Damit sollen die einfältigsten Wähler vor unserer Partei graulich gemacht werden.
Wie steht es mit dieser Behauptung? Will man wissen, was eine Partei will, dann nimmt man ihr Programm, worin sie ihre Forderungen und Ziele niedergelegt hat. Was lesen wir nun in dem sozialdemokratischen Programm? Nach einer Darlegung der wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft wird als Ziel eine weitere Umgestaltung der Wirtschaft aufgestellt. Das ganze Programm beschäftigt sich nur mit wirtschaftlichen und damit zusammenhängenden Fragen. Von Abschaffung der Religion, sowie von der Religion überhaupt ist nirgends die Rede. Ja doch: in unseren Augenblicksforderungen steht ein Satz, der sich mit der Religion beschäftigt: Die Erklärung der Religion zur Privatsache. Wir Sozialdemokraten betrachten die Religion als eine private Angelegenheit jedes Einzelnen; wir fordern, daß der Staat diesen Standpunkt auch einnehmen soll. Aus dieser Forderung ist unzweideutig zu ersehen, daß die Behauptung der Geistlichkeit, wir wollen die Religion abschaffen, einfach Volksbetrug, Lüge, Verleumdung ist. Gerade der Satz, daß wir die Religion als Privatsache betrachten, drückt klar den wesentlichen Charakter unserer Bewegung aus, wodurch sie sich von allen früheren revolutionären Volksbewegungen unterscheidet: Wir fragen nicht nach Ansichten, wir fordern kein Bekenntnis auf übernatürlichem Gebiete, wir fordern nur die Mitarbeit an unseren praktischen Zielen. Unser Ziel ist die praktische, materielle Umgestaltung der Gesellschaft, eine andere Regelung der Arbeit, die Ersetzung der kapitalistischen durch die sozialistische Produktionsweise. Sonst nichts. Jeder, der daran mitarbeiten will, ist uns als Kampfgenosse willkommen, welches auch seine philosophischen, religiösen oder sonstigen Anschauungen sein mögen. Unsere Ziele haben mit Religion nichts zu tun; sie bewegen sich auf ganz anderem Gebiete. Sie befassen sich mit rein irdischen, praktischen Regelungen; sie wollen die Ausbeutung, die Armut, die Vergeudung menschlicher Arbeitskraft aufheben, die Arbeit produktiv, die Wohlfahrt allgemein machen, die Lebensunsicherheit und die Not beseitigen. Im Widerspruch mit der Religion kann das schon deshalb nicht stehen, weil erst dadurch solche Gebote der Religion wie die allgemeine Menschenliebe und Brüderlichkeit zur Wirkung werden können. Mit religiösen Grundsätzen hat unser Ziel genau so wenig zu tun, wie jede kleinere wirtschaftliche Reform, wie z. B. die Gründung einer Konsumgenossenschaft. Daher fordern wir für jeden volle Freiheit im Glauben; was er über religiöse Fragen denkt, ist Sache jedes Einzelnen für sich. Wir fordern nur die Teilnahme an unserem Kampf gegen den Kapitalismus.
Die Sache liegt also überaus einfach. Aber unsere Gegner geben sich damit nicht zufrieden; sie glauben uns hier auf einem Mangel an Logik, ja, auf Schlimmerem zu ertappen. Die Pfaffen sagen: diese Losung der Sozialdemokraten: Religion ist Privatsache, ist eitel Heuchelei. Sie verstoßen selbst fortwährend dagegen. Es mag sein, daß die Politiker, die die Wahlstimmen der Gläubigen brauchen, es ehrlich mit dieser Parole meinen. Aber die radikalen Marxisten, die die Partei beherrschen, die Theoretiker, stehen auf ganz anderem Standpunkt. Sie hängen dem historischen Materialismus von Marx an, verbreiten diese atheistische Lehre im Namen der Partei und machen damit die Arbeiter von der Religion abspenstig. Und sie erklären, wo sie unter sich sind, unumwunden, daß in der sozialistischen Gesellschaft die Religion verschwinden wird.
Die Einwände unserer Gegner zwingen uns, auf das Verhältnis von Religion und Gesellschaft näher einzugehen. Gewiß, es ist richtig, unsere Theorie, der historische Materialismus, steht mit religiösen Anschauungen in Widerspruch. Der Theologe sieht in allen Erscheinungen der Welt und der Gesellschaft Wirkungen einer höheren Macht, die nach ihrem freien Willen die Welt regiert. Wir sehen darin natürliche Erscheinungen, die sich aus den wirklichen Lebensverhältnissen in natürlicher Weise entwickeln. Die Religion ist uns nicht eine übernatürliche Offenbarung, wie die Christlichen sagen, auch nicht ein von schlauen Pfaffen erdachter Volksbetrug, wie die liberalen Freidenker behaupten. Die Religion ist eine natürliche Erscheinung, eine Anschauungsweise, die aus den materiellen Lebensverhältnissen herauswächst. Die religiösen Anschauungen wälzen sich daher mit der Produktionsweise, mit den wirtschaftlichen Verhältnissen um, wenn auch erst langsam und allmählich, weil früher gewonnene Denkweisen als Tradition zähe im Kopfe haften bleiben, und das Denken sich erst langsam an die neue Wirklichkeit anpaßt. Diese Theorie erklärt uns, weshalb in der bisherigen Geschichte der Religion etwas natürliches und notwendiges war.
So lange die Menschen sich in ihren wichtigsten Lebensinteressen von Mächten beherrscht fühlen, die über ihr Leben gebieten, gegen die sie machtlos sind, und die ihnen völlig unbekannt und geheimnisvoll erscheinen, müssen sie annehmen, daß eine übernatürliche Allmacht über sie regiert. Das war bis jetzt immer der Fall. Zuerst herrschten die Naturkräfte unerkannt und ungebändigt über die Menschheit. Später wurde sie von gesellschaftlichen Kräften immer mehr beherrscht. Unter der Warenproduktion, also auch unter dem Kapitalismus, fühlt der Mensch sich von geheimnisvollen Kräften beherrscht, gegen die er machtlos ist. Er arbeitet zwar nach eigenem Willen, aber das Produkt seiner Arbeit muß er austauschen, verkaufen, und erst dadurch kann er leben. In dem Austausch tritt sein Zusammenhang mit Anderen, mit der Gesellschaft, zu Tage; wie viel er bekommt, und ob er überhaupt verkaufen kann, wird durch Marktverhältnisse, durch Konkurrenz und Konjunktur bestimmt, über die er nicht Herr ist. Er kann Glück haben und reich werden, er kann auch, wie die meisten, durch diese Mächte der Gesellschaft ins Elend geschleudert werden. Daher muß in diesen Menschen die Religion, der Glaube an einen allmächtigen Lenker der Welt, aus ihren Lebensverhältnissen notwendig emporwachsen.
Das gilt aber nicht mehr für den modernen Lohnarbeiter. Zwar bedrückt der Kapitalismus ihn aufs schwerste; aber diesem Elend haftet nichts Geheimnisvolles und Uebernatürliches mehr an. Er kennt die Ursache seines Leidens, den Kapitalismus; durch seine Einsicht in den Kapitalismus ist der sozialistische Arbeiter der Bourgeoisie überlegen. Und noch mehr; er ist gegen diese Ursache seines Leidens nicht machtlos; er weiß, daß er durch Organisation und Kampf den Kapitalismus besiegen und damit die Ursache seiner Qualen beseitigen kann. Daher ist in seinem Denken kein Platz mehr für die Religion; sie findet in seinen Lebensverhältnissen keine Nahrung, und die Religion, die er früher mitgebracht hat, stirbt allmählich ab. Wenn die moderne kämpfende Arbeiterschaft immer mehr religionslos wird, so liegt das also nicht an der Predigt einer Lehre, nicht an irgend einer angeblichen Religionsfeindlichkeit der Sozialdemokratie, sondern an ihren Lebensverhältnissen, an ihrer ganzen Lebenserfahrung, woraus ihre neuen Anschauungen von selbst emporwachsen. Daher denkt die Partei auch nicht daran, hier durch irgendwelche Forderungen gewaltsam einzugreifen, wenn sie sich auch in der allseitigen Aufklärung durch nichts behindern läßt: in jedem Kopfe muß dieser Prozeß selbständig ausreifen; die Religion, sagen wir deshalb, ist Sache des Einzelnen.
Erst, wenn bei einem Arbeiter der religiöse Glauben schon verschwunden ist, greift er zu den naturgeschichtlichen Büchern, um seine neue Weltanschauung zu festigen, und dann erst wird ihm auch der historische Materialismus verständlich. Erst wenn er gelernt hat, die Welt um sich als eine natürliche Sache aufzufassen, kann er die Theorie verstehen, die diese Anschauungsweise zum Prinzip erhebt. Aber er versteht sie meist noch nicht sofort. Wer sich eben mit großer Anstrengung aus der Herrschaft der religiösen Dogmen befreit hat, verfällt nur zu leicht in den entgegengesetzten Irrtum. Er hält die Religion für die Ursache alles Uebels und glaubt durch antireligiöse Propaganda, durch Bekämpfung der kirchlichen Glaubenssätze, dieses Uebel beseitigen zu können. Diese Anschauung ist genau so unsozialdemokratisch wie die kirchliche; sie ist genau so bürgerlich und von dem historischen Materialismus gleich weit entfernt. Der Arbeiter, der sich zum Verständnis des wissenschaftlichen Sozialismus emporgearbeitet bat, ist nicht für und nicht wider die Religion. Er ist mit der Religion fertig. Für ihn persönlich ist sie keine Macht mehr. Er sieht in ihr nur die Wirkung wirtschaftlicher Faktoren. Wer die Religion noch als die große „Macht der Finsternis“ fürchtet, steht noch unter ihrem Banner und ist mit ihr nicht fertig. Der historische Materialismus hebt uns über diese beschränkte Ansicht empor und lehrt uns damit erst die Religion als geschichtliche Erscheinung würdigen und verstehen.
Mit der sozialistischen Produktionsweise verschwindet die Abhängigkeit des Menschen von übermächtigen gesellschaftlichen Kräften. Durch die bewußte Regelung der Produktion wird er Meister über sein Schicksal; die Lebensunsicherheit verschwindet, Not und Elend sind unmöglich geworden. Dann wird auch der Glaube an eine übernatürliche Macht, die die Welt regiert, verschwinden.
Hier glauben nun die Pfarrer und Geistlichen eine schöne Gelegenheit zu finden, uns anzugreifen. Denn wir sagen selbst, daß das Ergebnis der Umwälzung, die wir erstreben, das Verschwinden der Religion sein wird. Aber sind sie berechtigt dazu? Liegt darin ein Grund, dem Sozialismus entgegenzuwirken? Was wir wollen ist nur, das irdische Elend der Menschen aufzuheben. Wir glauben daneben, weil wir die Religion für eine Wirkung dieses Elends halten, daß mit der Aufhebung des Elends auch die Religion Verschwinden wird. Ja, wenn die Geistlichen und Zentrumsleute das auch glaubten, wenn sie auch Materialisten wären und die Religion für eine Wirkung irdischer Verhältnisse hielten, dann könnte man verstehen, daß sie in der Aufrechterhaltung des kapitalistischen Elends das einzige Mittel sehen, ihre Religion zu retten! Aber das ist doch nicht anzunehmen. Als fromme Christen müssen sie doch der Ansicht sein, daß die Religion auch bleiben wird, wenn die Menschheit frei und glücklich ist. Weshalb bekämpfen sie dann unser Ziel? Logisch und verständlich wäre es nur, daß sie zu uns sagten: ihr wollt Armut und Elend auf Erden beseitigen; gut, wir als Christen werden daran mitarbeiten. Ihr erwartet dabei das Verschwinden, wir erwarten das Bleiben der Religion; wer darin Recht hat, wird sich nachher zeigen, aber das darf uns jetzt nicht trennen in dem praktischen Streben, das irdische Glück aufzuheben. - So müßten sie reden, wollten sie logisch handeln. Daß aber die Menschheit nicht frei und glücklich werden darf, bloß weil wir die nach ihrer Ansicht falsche Erwartung hegen, die Religion werde dabei verschwinden, das ist der Gipfel des Widersinns.
Aber nicht nur Mangel an Logik und Mangel an Glauben an die eigene Sache steckt darin. Daß die millionenköpfige Masse von ihrem schweren Leiden erlöst wird, daß sie aus tierischem Schuften, aus der Qual des Hungers, der Entbehrung, der Sorge befreit wird, daß Verbrechen, Haß, Feindschaft und Krieg verschwinden, daß die ganze Menschheit in Ueberfluß, Freiheit und Glück leben wird - das alles rührt diese geistlichen Wortführer der Reaktion nicht; das ist für sie eine gleichgültige Nebensache, worauf sie gar nicht achten. Sie fragen nur danach, ob diese glückliche Menschheit noch jeden Artikel ihrer Glaubensdogmen annehmen wird. Welch eine unmenschliche, rohe Gemütsverfassung spricht sich darin aus! Sie ist nur möglich bei Personen, die ihren ganzen Sinn stets auf religiöse Tüfteleien gerichtet haben, und dafür an der Not des Volkes immer gleichgültig vorübergegangen sind.
Es zeigt sich also, daß unsere praktische Haltung vollkommen mit unseren Grundanschauungen übereinstimmt. Unsere Erklärung der Religion zur Privatsache ist nicht eine prinzipienwidrige Toleranz, um Wahlstimmen zu gewinnen; sie ist der unmittelbarste Ausdruck unserer theoretischen Grundanschauungen. Weil der historische Materialismus uns lehrt, daß die Religion eine Wirkung der wirtschaftlichen Faktoren ist, schreibt er uns gebieterisch vor, uns nur um die wirtschaftliche Umgestaltung der Welt zu kümmern, und alle Nebenwirkungen, die diese erzeugt, einfach hinzunehmen, da wir daran doch nichts ändern können.
Damit ist aber das Verhältnis zwischen Religion und Sozialismus noch nicht erschöpft. Die feindliche Haltung der Christen gegen den Sozialismus muß nach den bisherigen Ausführungen völlig unberechtigt und daher unverständlich erscheinen. Sie findet ihre Erklärung darin, daß die Religion nicht bloß ein Glauben, eine abstrakte Anschauung über das Uebernatürliche ist, sondern zugleich als eine gesellschaftliche Organisation, als Kirche, auftritt. Mag heutzutage für die liberale Bourgeoisie die Religion zu einer verschwommenen Gefühlsduselei geworden sein, die mit der materiellen Welt nichts zu tun hat, in der ganzen bisherigen Geschichte bildete sie eine gewaltige Macht, die mit dem ganzen praktischen gesellschaftlichen Leben aufs innigste verknüpft war.
Die religiöse Organisation umfaßte nicht einfach Personen desselben Glaubensbekenntnisses, die sich für religiöse Zwecke zusammenfanden. Umgekehrt: die religiöse Organisation umfaßte alle, die in irgend einer Weise gesellschaftlich zusammengehörten - als Stammesgenossen, Dorfgenossen oder Klassengenossen - und diese Gemeinschaft trug zugleich einen religiösen Charakter. Die Gemeinschaft der Lebenslage und der Interessen, die die Gemeinschaft der Organisation schuf, erzeugte zugleich eine Gemeinschaft der Grundanschauungen, die religiöse Formen annehmen mußten. Die Religion bildete den Geist, das Bewußtsein, den Kitt der Organisation, die die Einzelnen schützte und unterstützte und gegen die sie die Pflicht der Solidarität, der Treue und des Gehorsams empfanden. Die Religionsgemeinschaft war der Ausdruck gesellschaftlicher Zusammengehörigkeit; die gesellschaftlichen Pflichten trugen das Gewand religiöser Gebote. Die Priester waren nicht, wie bürgerliche Seichtigkeit behauptet, schlaue Betrüger, die die Religion erfanden, um über die dumme Masse zu herrschen; sie waren die geistigen Leiter in diesen Gemeinschaften, die als solche oft sehr wichtige gesellschaftliche Pflichten auszuüben hatten. So war es bei den urwüchsigen Stammesgemeinschaften, so war es in den Staaten des Altertums, so war es auch mit der mittelalterlichen Kirche der Fall. Die in der Reformationszeit entstehenden Religionsgemeinschaften, die protestantischen Kirchen und Sekten, waren Organisationen des Klassenkampfes gegen die herrschende Kirche und gegen einander, die also mit den modernen politischen Parteien übereinstimmten.
Auf dieser Vergangenheit beruht die Macht der Kirche als gesellschaftliche Organisation. Denn jetzt wurzelt diese Macht nicht mehr in der Wirklichkeit; die ätzende Lauge der gesellschaftlichen Entwickelung hat die alten Organisationen innerlich zerfressen. Die Gemeinsamkeit der Interessen ist dahin. Innerhalb jeder Kirche befinden sich Angehörige der verschiedensten Klassen: Kapitalisten, Bauern, Arbeiter nebeneinander; die kirchliche Organisation ist zu einer toten Hülle, das Glaubensbekenntnis zu einer gesellschaftlich inhaltslosen Formel geworden. Die wirklich lebendigen Trennungslinien in der Gesellschaft, die die Klassen mit ihren gegensätzlichen Interessen und Anschauungen von einander scheiden, durchschneiden die Grenzen zwischen den Religionsgemeinschaften. Die neue lebendige Gruppierung der Menschen nach ihren wichtigsten Lebensinteressen, den Klasseninteressen, zerstört immer mehr die tote überlieferte Organisation der Kirche.
Darin liegt einer der wirklichen Gründe, weshalb die Geistlichen, die Führer der Religionsgemeinschaften, die Sozialdemokratie bekämpfen. Wenn sie sagen: daß der Sozialismus sich nicht mit der Religion verträgt, so ist dies nur alberner Quatsch; sie meinen etwas ganz anderes: der Klassenkampf verträgt sich nicht mit der kirchlichen Gemeinschaft. Die Massenorganisation reißt die innere Einheit der Kirche auseinander. Weil die Kirche fürchtet, die Arbeiter werden sich der Klassenorganisation anschließen, zu der sie gehören, beschuldigt sie uns, die Religion abschaffen zu wollen. Und noch ein anderes kommt hinzu: Die Kirche kann nicht zwei Herren zugleich dienen; die Organisation, die Arbeiter und Bourgeoisie umfaßt, kann nicht zugleich die entgegengesetzten Interessen der Ausbeuter und der Ausgebeuteten verfechten. Sie muß entweder für die eine oder für die andere Klasse eintreten, oder sich völlig neutral verhalten. Weshalb tritt sie nun fast ausnahmslos für die Ausbeuter ein? Weil die Machthaber in der Kirche, die hohen Geistlichen, selbst zu der ausbeutenden Klasse gehören, Anteil am Mehrwert haben und daher die Aufhebung aller Ausbeutung, die Beseitigung aller ausbeutenden Klassen zu fürchten haben.
Wollte die Kirche sich neutral verhalten und sich damit begnügen, einfach das Bedürfnis nach Religion, wo es vorhanden ist, zu befriedigen, ohne den Menschen in ihrem Zusammenschluß zu Massenorganisationen etwas in den Weg zu legen - so würden wir die Kirche auch in Ruhe lassen. Aber sie tritt uns entgegen; sie gebraucht ihre Organisationsmacht und ihren Einfluß, um die Arbeiter vom Klassenkampf abzuhalten, um die Solidarität von Ausbeutern und Ausgebeuteten zu predigen. Wir spornen die Arbeiter an, sich zu großen, einheitlichen Klassenorganisationen zu vereinigen, ohne welche sie die Macht der Bourgeoisie nicht brechen können. Die Kirche schädigt und hemmt die Einheit des Proletariats, indem sie es nach dem Religionsbekenntnis zu spalten sucht, schwächt damit seine Macht, und verzögert seine Befreiung.
Damit erweist die Kirche sich als eine reaktionäre Macht. Nur weil die Kirche ihre Macht gegen den Freiheitskampf der Arbeiterklasse anwendet, müssen wir sie bekämpfen und ihre Macht zu schwächen suchen. Natürlich nicht in der Weise, daß wir durch Bekämpfung des religiösen Glaubens die Arbeiter von ihr loszulösen suchen. Nicht die Religion selbst schädigt uns, sondern, daß die Arbeiter die Kirche als Organisation unterstützen. Unser Kampf richtet sich gegen ihr gesellschaftliches Wirken; da allein hat er auch Aussicht auf Erfolg, weil dieses gesellschaftliche Wirken reaktionär ist und die natürliche Entwicklung aufzuhalten sucht. Wir haben dabei nichts mehr zu tun, als die religiösen Arbeiter über den Kapitalismus, über ihre Interessen, über Sozialismus und Klassenkampf aufzuklären; dann werden die natürliche Anziehungskraft der Massenorganisation und die Notwendigkeit des Klassenkampfes sich geltend machen. Und wenn die Kirche sie davon mit allen Mitteln zurückzuhalten sucht, dann werden diese Arbeiter allmählich erkennen, daß die Kirche, von der sie als von einer Mutter Schutz und Hilfe in der Lebensnot erwarten, sie gerade in ihren wichtigsten Lebensinteressen verrät und ihr Vertrauen betrügt. Dann werden sie der kirchlichen Organisation immer mehr den Rücken kehren und sich, auch wenn ihre Religion dieselbe bleibt, unseren Massenorganisationen anschließen. So wird die Kirche dort geschlagen, wo sie gefrevelt hat; ihre Macht wird gerade dadurch gebrochen, daß sie ihre Macht gegen den proletarischen Kampf wendet.
Dieser Standpunkt, den wir im praktischen Kampf einnehmen, ist der einzige, der sich mit unfern wissenschaftlichen Grundsätzen verträgt. Wir wollen die Religion nicht abschaffen, wir wollen auch die Kirche nicht abschaffen. In der Forderung: „Religion ist Privatsache“ stellen wir fest, daß die religiösen Differenzen außerhalb der eigentlichen gesellschaftlichen Fragen stehen, um die heute gekämpft wird. Daher sollen die religiösen Organisationen, die Kirchen, sich außerhalb des gesellschaftlichen Kampfes halten, weil da nur das Klasseninteresse die Organisationszusammengehörigkeit zu bestimmen hat. Tun sie das nicht, so werden sie durch ihre eigene arbeiterfeindliche Praxis zu Grunde gerichtet werden.
Zuletzt aktualisiert am 22.12.2007