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Aus dem Nachlass von Marx' Vorarbeiten zum „Kapital“ sind bisher nur wenige Teile, im wesentlichen lediglich die in der Zeit von 1861 – 63 entstandenen in einer weit umfangreicheren Serie von 23 Heften enthaltenen „Theorien über den Mehrwert“ bekannt geworden.
Über die späteren, bis zur Veröffentlichung des ersten Bandes des „Kapital“ 1867 und bis zu seinem Tode entstandenen, voluminösen Vorarbeiten gibt zwar Engels in seiner Ausgabe des zweiten Bandes des „Kapital“ detaillierte Hinweise, der allergrösste Teil dieses Komplexes, aus dem Engels den zweiten und dritten Band des „Kapital“ fertiggestellt hat, liegt jedoch bis heute unzugänglich im Moskauer Marx-Engels-Institut.
Der vorliegende Text gehört zu diesem Komplex und ist im Marxschen Manuskript betitelt als: „Erstes Buch. Der Produktionsprozess des Kapitals. Sechstes Kapitel. Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses“. Er wurde 1933 in dem vom Moskauer Institut herausgegebenen Marx-Engels-Archiv[1]veröffentlicht.
Das Manuskript ist leider fast ganz unbeachtet und unbekannt geblieben, erst im letzten Jahr erschienen Auszüge in der von Maximilian Rubel herausgegebenen französischen Zeitschrift Economie et Societés, Cahiers de l'Institut de Science Économique Appliquée, Série Études de Marxologie, No. 6 – Juin 1967; eine vollständige italienische Ausgabe besorgte Bruno Maffi.[2]
A.Leontjev, der ursprüngliche, vom Marx-Engels-Institut beauftragte Herausgeber, gibt in seiner Einleitung einige bisher nicht bestrit-|II| tene Angaben zum Standort des Manuskriptes, die wir hier knapp wiedergeben:
„Von dem handschriftlichen Nachlass, der sich direkt auf den ersten Band des „Kapital“ bezieht, sind uns zur Zeit folgende Schriften bekannt:
1) das im vorliegenden Band veröffentlichte Manuskript des 6. Kapitels und
2) das Manuskript, dessen zentraler Inhalt die Erforschung der Wertformen ist und das eine Entwurfsvariante zur Überarbeitung des Textes für die erste Ausgabe bei der Vorbereitung der zweiten Ausgabe ist.
Das Manuskript besteht aus Seiten, die die Marxsche Numerierung von 441-495 tragen. Ausserdem sind in der Handschrift, d. h. in diesem ihren Abschnitt, der betitelt ist mit: „Die kapitalistische Produktion ist die Produktion des Mehrwerts“, zwei Zusätze enthalten, die vorher von Marx als Seiten 96-107 und 262-264 durchnumeriert worden waren (aus dem letzten Zusatz fehlt uns die Seite 262). Schliesslich lag zwischen den Seiten des Manuskripts eine Reihe von einzelnen Seiten, die im wesentlichen Bemerkungen enthielten, die Marx anscheinend bei seiner weiteren Bearbeitung des Manuskripts verwenden wollte.
Man sollte hier noch erwähnen, dass einige dieser einzelnen Seiten bedeutend später geschrieben wurden, als der Text des Manuskripts des sechsten Kapitels. Diese Einzelseiten veröffentlichen wir im vorliegenden Band nach dem Manuskript des sechsten Kapitels.
Der Schlüssel zum Verständnis des Stellenwerts des vorliegenden Manuskripts in der Entstehungsgeschichte des „Kapital“ ist der Aufbauplan des „Kapital“, der von Marx in einem seiner Hefte aus der Serie von 1861-1863 niedergeschrieben wurde. Im achtzehnten Heft dieser Serie, das sich auf Ende 1862 bezieht, gibt Marx folgende Variante zum Aufbau seines Werkes:
„Der Erste Abschnitt: Produktionsprozess des Kapitals,
soll folgendermassen aufgeteilt werden:
1. Einleitung. Ware. Geld.
2. Verwandlung von Geld in Kapital.
3. Der absolute Mehrwert:
a) Arbeitsprozess und Verwertungsprozess;
b) Konstantes und variables Kapital;
c) Der absolute Mehrwert;
d) Kampf um den normalen Arbeitstag;
e) Gleichzeitige Arbeitstage (Anzahl der gleichzeitig beschäftigten
Arbeiter). Betrag des Mehrwerts und die Mehrwertrate (Grösse und Höhe?)
4. Der relative Mehrwert:
a) Einfache Kooperation;
b) Teilung der Arbeit;
c) Maschinen usw.
|III| 5. Kombination von absolutem und relativem Mehrwert. Verhältnisse (Proportion) zwischen Lohnarbeit und Mehrwert. Formelle und reale Subsumption der Arbeit unter das Kapital. Produktive und unproduktive Arbeit.
6. Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital. Die ursprüngliche Akkumulation. Die Kolonialtheorie Wakefields.
7. Resultate des Produktionsprozesses. Die Änderung im Auftreten des Aneignungsgesetzes kann unter 6 und 7 dargestellt werden.
8. Die Theorien über Mehrwert.
9. Die Theorien über produktive Arbeit und unproduktive Arbeit.“[3]
Dieser vorläufige Entwurf erhellt die Rolle und den Stellenwert des Manuskripts des sechsten Kapitels. Die ersten sechs Punkte fallen vollständig mit dem tatsächlichen Aufbau des ersten Bandes zusammen. In der ersten Ausgabe bestand der erste Band des „Kapital“ aus sechs Kapiteln, die dem vorhandenen Entwurf vollkommen entsprechen; für die nachfolgenden Ausgaben wurden die Kapitel in Abschnitte verwandelt, wobei das fünfte Kapitel in zwei Abschnitte zerfiel, so dass die Gesamtzahl der Abschnitte Sieben beträgt. Dagegen wurden die letzten drei Punkte nicht in den ersten Band übernommen, wozu auch Punkt Sieben gehört – das Resultat des Produktionsprozesses.
Eine Reihe von Überlegungen gibt uns Anlass zur Annahme, dass das Manuskript nichts anderes ist, als der erhalten gebliebene Teil des ursprünglichen Konzeptes zum ersten Band des „Kapital“, das von Marx von 1863-1865 geschrieben worden war, und der „Umschrift ins Reine“ und der endgültigen Form als Grundlage diente, mit denen sich Marx seit Anfang 1866 beschäftigt hatte. Wahrscheinlich hat sich Marx während seiner endgültigen Bearbeitung entschlossen, das umfangreiche sechste Kapitel nicht in den ersten Band aufzunehmen – dieses Kapitel ist dem „Resultat des unmittelbaren Produktionsprozesses“ gewidmet. So schloss der Inhalt des ersten Bandes mit dem Kapitel (später – Abschnitt) über die Akkumulation des Kapitals ab. Gerade in diesem Kapitel übernahm Marx eine Reihe von Thesen, deren Vorentwurf in dem veröffentlichten Manuskript enthalten ist.
Das veröffentlichte Manuskript ist von Marx auf jeden Fall nach der Beendigung der Heftserie von 1861-1863 geschrieben worden. Der Inhalt mehrerer Stellen aus dieser Heftserie wird in dem vorhandenen Manuskript grosszügig verwendet. Ganz besonders wird der Inhalt des fünften und in noch stärkerem Maasse des 21. Heftes verwendet. Die einzelnen Seiten des 21. Heftes sind ganz einfach an die entsprechenden Stellen des vorhandenen Manuskripts geklebt worden.[4] Man sollte hier auch erwähnen, dass Marx in diesem |IV| Manuskript schon den Terminus „Arbeitsvermögen“ statt „Arbeitskraft“ verwendet, während im Text des „Kapital“ der erste Terminus schon durch den zweiten ersetzt ist. Mehrere Stellen in diesem Manuskript sind frühere Vorformulierungen von Thesen, die man im „Kapital“ antrifft. Was die Einzelseiten anbetrifft, die im Anschluss an den Text des 6. Kapitels zu finden sind, so ist ein Teil von ihnen unzweifelhaft frühestens 1867 geschrieben worden.
Das Material ist nach den Hinweisen von Marx, die im Manuskript selbst enthalten sind, angeordnet. Alle Umstellungen einzelner Textteile sind schon in den Fussnoten der Redaktion erwähnt. Die Einzelseiten, die zwischen den Seiten des Manuskripts des sechsten Kapitels lagen, sind nach dem Text dieses Kapitels angeordnet. Wörter, die von der Redaktion zum Verständnis des Zusammenhangs eingesetzt sind, und auch Bemerkungen der Redaktion sind in eckigen Klammern enthalten [ ]. Einzelne Wörter und Textteile, die dem Manuskript von Marx entnommen sind und in den Bemerkungen der Redaktion angeführt werden, sind ausserhalb der eckigen Klammern angeordnet. In den spitzen Klammern <> sind einzelne Wörter und Satzteile enthalten, die im Original ausgestrichen sind.
An der Vorbereitung des vorliegenden Bandes des „Marx-Engels-Archivs“ nahmen teil: P. Weller und G. Frelich (an der Redaktion des deutschen Textes) und M. Grinbaum (Zusammenstellung des Verzeichnisses).“
Anmerkungen
[1]Arkhiv Marksa i Engelsa, vol. II (VII), 1933, p. 4 – 266
[2]Capitale Libro I, Firenze 1969
[3]Theorien I, Berlin 1956, S. 377
[4] Hier ein Verzeichnis dieser Seiten: an die Seite 475 des Manuskripts ist die Seite 1303 des Manuskripts von 1861-1863 angeklebt, an die Seite 477 die Seite 1305, an 487 – 1308 und an 490 – 1318. (A.L.)
Zuletzt aktualisiert am 03.11.2007