Paul Levi


Unser Weg


IV

Es bleibt in diesem Zusammenhang auch noch die Frage der Beziehungen der VKPD zur Kommunistischen Internationale zu erörtern. Nicht nur weil eine so katastrophale Niederlage der VKPD auch die Kommunistische Internationale trifft, sondern weil, ohne daß auf Einzelheiten eingegangen werden kann, das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale mindestens ein Teil der Schuld trifft.

Zunächst das eine. Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale sah und sieht eine gewisse Gefahr in unserer und anderer Genossen ziemlich stark antipuschistischen Haltung. Es ist darob so sehr beunruhigt, daß es seine kundigsten Späher und Deuter ausgesandt hat, um festzustellen, ob nicht da und dorten bereits “Opportunismus” sei. Es geziemt, hierüber ganz offen zu reden und zu sagen: diese ganze Einstellung ist unrichtig. Was den Opportunismus, den Sozialreformismus angeht, so ist zu bedenken, daß dieser sich in keinem Lande so klar, so eindeutig, so unverhüllt und nicht mißverständlich kristallisiert hat wie in Deutschland.

Die deutsche Kommunistische Partei ist in ihren führenden Genossen wie in einem überwiegend großen Teil ihrer Mitglieder aus der Sozialdemokratischen Partei hervorgegangen. Der Kampf, die innere und äußere Auseinandersetzung mit der Sozialdemokratie war die Auseinandersetzung mit dem Opportunismus. Und nicht nur das. Unser täglicher Kampf in der Presse, im Parlament, vor allem der Arbeiter in den Gewerkschaften und in Betrieben, ist ein stetiger, lebendiger, energischer und erfolgreicher Kampf gegen den Opportunismus. Die große Macht, gegen die wir kämpfen müssen, ist die opportunistische Sozialdemokratie. Es besteht also unter diesen Umständen keine große Gefahr, daß in der deutschen Kommunistischen Partei sich Opportunismus finde, wenn man ihn nicht eben finden will. Und so beschäftigt uns innerhalb des Rahmens der Partei der Opportunismus wenig.

Dagegen besteht innerhalb des Rahmens der VKPD eine Gefahr des Putschismus. Wieviel uns der Putschismus schon geschadet hat, werde ich am wenigsten dem Genossen Radek sagen müssen, der 1913 die Dinge von der Nähe verfolgt hat. Ich habe, so es nötig sein sollte, die Broschüren bereits zum Zitieren gezückt. Nun waren die Genossen der Exekutive und, ihnen allmählich folgend, Genosse Radek, nach unseren Auseinandersetzungen mit der KAPD, in der sie theoretisch unseren Standpunkt teilten, der Auffassung, daß nunmehr die Gefahr des Putschismus überwunden sei, und daß etwas mehr – sagen wir – „Unruhe“ nicht schaden könne. Diese Auffassung war falsch. Die Gefahr des Putschismus war nicht überwunden, sondern war und mußte akut werden in dem Augenblick, in dem die Massen der USPD zu uns gekommen waren, die die Schule nicht mit durchlebt hatten, die unsere ehemalige Kommunistische Partei durchlebte. Fester denn je galt es, das Ruder zu halten gegen den Putschismus, die Genossen der Exekutive waren anderer Meinung, und – nun liegt das Schiff auf den Felsen!

Wobei wir aber, um keine Irrtümer aufkommen lassen zu wollen, noch einiges über Putschismus sagen wollen. Daß dieses, was hier in Deutschland vorging, ein aus der Pistole geschossener Aufstand gegen die Bourgeoisie und vier Fünftel des Proletariats, ein Putsch sei, bedarf wohl keines weiteren Wortes. Wir sind aber durchaus nicht der Auffassung, daß jede Teilaktion ein Putsch sei. Wir waren gegen die Teilaktionen im Jahre 1919, als die Revolution im Absteigen war und jede bewaffnete Bewegung nur eine von der Bourgeoisie und Noske heiß ersehnte Gelegenheit war, in Blut die Bewegung zu ersticken. In absteigenden revolutionären Situationen sind Teilaktionen zu vermeiden. In aufsteigenden revolutionären Situationen sind Teilaktionen absolut notwendig. Trotz der hohen revolutionären Durchbildung des deutschen Proletariates ist gar nicht damit zu rechnen – es müßte denn gerade das dann von den Kommunisten nicht mißverstandene Wunder eines Kapp-Putsches wiederkommen –, daß das Proletariat auf einen Tag, auf einen Knopfdruck bereitsteht, so wie ein sozialdemokratischer Parteisekretär und Hilferding [12] sich die Sache vorstellen. Wird in Deutschland die revolutionäre Welle wieder steigen, so wird, genau wie vor 1918, die Aktion in Teilen kommen, wobei freilich die höhere Reife des deutschen Proletariates gegenüber damals darin zum Ausdruck kommen wird, daß die Teilaktionen mächtiger, geschlossener sein werden als damals. Aber unter einer Teilaktion verstehen wir nur eines – nämlich das In-den-Kampftreten der Proletarier eines Teiles Deutschlands, einer großen Stadt, eines Wirtschaftsbezirkes. Wir verstehen unter einer Teilaktion aber nicht, daß in einem Teil des Reiches oder dem Reiche – die Kommunisten streiken oder in Aktion treten. Teilaktion ist immer nur gemeint; Teil im vertikalen und nicht im horizontalen Sinne.

Aber; abgesehen von der verschiedenen Einschätzung der Putschgefahr in Deutschland, ist noch eine zweite untergeordnete Differenz m der Beurteilung unserer Tätigkeit in Deutschland. Die Art unserer Propaganda, unseres Auftretens im Parlament usw. wird nicht für revolutionär genug gehalten. Über gewisse Dinge, namentlich die agitatorische Wirksamkeit der „Roten Fahne“, bestehe kein Streit. Zum größten Teil aber scheinen uns auch hier die Beschwerden des Exekutivkomitees auf falscher Einschätzung zu beruhen. Es möchte mehr, was man in englisch "noisy" heißt, mehr Lärm, mehr Krach. Ich bin aber offen genug, zu sagen, daß wir auch hier schon unsere Erfahrungen gesammelt haben, und die lauten anders. Auch wir haben zu Anfang der Revolution unsere Wanderredner und Propagandisten hinausgesandt, die ein kräftig Wörtlein redeten. Sie hatten in der ersten Versammlung großen Zulauf, und nach der zweiten schrieben uns unsere Organisatoren, wir möchten ihnen andere Redner schicken, die Arbeiter wollten das Geschimpfe nicht hören. Wir müssen auch offen sagen: ein groß Teil der Propagandaliteratur, Aufrufe usw., die wir aus Rußland erhalten, sind für uns entweder schädlich oder, ob ihrer allzu robusten Form, nicht so nützlich, wie sie es nach ihrem Inhalt sein könnten, Wir erinnern an einen Fall, wo nach dem einstimmigen Votum der deutschen Parteizentrale eine Schrift für ungeeignet erklärt wurde, die dann über unsere Köpfe hinweg doch veröffentlicht wurde.

Genau so ist es mit dem Auftreten der Parlamentsfraktion. Eine kommunistische Parlamentsfraktion, die eine revolutionäre Situation nicht gebührend und mit allen Mitteln ausnützen würde, wäre pflichtvergessen. Aber revolutionäre Situationen können im Parlament am allerwenigsten „gemacht“ werden. Das Parlament ist, zumal in revolutionären Zeiten, das „Spiegelbild dessen“, was draußen vorgeht. Eine Parlamentsfraktion, die nun außerdem alle Zeit in einem Wutkoller herumtoben würde, würde sich lächerlich machen. Es kommt bei alledem auch wieder zum Ausdruck: der deutsche Arbeiter ist nachdenklich und theoretisch. Vielleicht viel zu viel; aber man kann ihn nicht durch Schimpfen zu etwas bringen; er will überzeugt sein. Und das ist nicht nur unsere Erfahrung in den 2½ Jahren des Bestehens der Kommunistischen Partei, es ist meine Erfahrung in weit über einem Jahrzehnt praktischer Parteiarbeit und die Erfahrung von Genossen, die ein langes Leben in Parteiarbeit verbracht haben, und es ist, glauben wir, auch dem Genossen Sinowjew [13] nicht entgangen, als er nach Halle [14] schrieb:

Die alte Schule macht sich geltend. Die Arbeit der besten deutschen Revolutionäre war nicht umsonst.

Und als er sah, wie die große Wirkung seiner Rede in Halle gerade darauf beruhte, daß sie so sachlich war, und er in der Form jeden Anstoß vermied.

Alles dieses sind aber Dinge, die völlig zurücktreten hinter die Aufgaben der Kommunistischen Internationale und der praktischen Lösung dieser Aufgaben.

Zunächst das eine. Wir glauben, daß nicht nur hier in Deutschland, sondern überall empfunden wird, daß die Leitung der Exekutive ungenügend ist. Das liegt nicht nur an der Tatsache, daß an ihrer Spitze weder ein Marx, wie an der Spitze der I. Internationale, noch ein Lenin steht. Es liegt an großen technischen Schwierigkeiten, Mangelhaftigkeit der Postverbindung usw. So ist die Exekutive von Westeuropa, ihrem wichtigsten Betätigungskreis, isoliert. Wir glauben, daß das nicht am wenigsten die Exekutive selbst empfindet. Als Ausweg aber benutzte sie einen, der der allerunglücklichste war, und über den zu reden ich als Vorsitzender der Partei mir etwas Zurückhaltung auferlegen mußte, über den ich aber als Parteimitglied mit aller Offenheit reden kann. [15] Es ist das System der Vertrauensleute. Zunächst ist natürlich Rußland nicht in der Lage, die besten Kräfte abzugeben. Die haben in Rußland Posten, an denen sie nicht zu ersetzen sind. So kommen nach Westeuropa Kräfte und Genossen, jeder einzelne voll des besten Willens, jeder einzelne voll eigener Gedanken, und jeder einzelne voll des Eifers, um einmal zu zeigen, wie er „die Sache schmeißt“. So wird Westeuropa und Deutschland zum Versuchsfeld für allerhand Staatsmänner im Duodezformat, von denen man den Eindruck hat, daß sie ihre Künste entwickeln wollen. Ich habe nichts gegen die Turkestaner und wünsche ihnen nichts Böses: aber ich habe oft den Eindruck, diese Kräfte würden bei ihren Kunststücken dort weniger Schaden anrichten.

Verhängnisvoll wird die Sache aber dann, wenn Vertreter gesandt werden, die nicht einmal menschlich die nötigen Garantien bieten. Ich muß auch hier noch einmal auf die italienische Angelegenheit zurückkommen. Der Genosse Rakoczy [16], der in Italien die III. Internationale vertrat, kam von da nach Deutschland. Er wurde in die Sitzungen der Zentrale wie des Zentralausschusses als Vertreter der Exekutive eingeführt. Er hat dort wörtlich ausgeführt, man habe in Italien „einExempel statuiert“, er hat privat wie öffentlich erklärt, auch die deutsche Partei müsse wieder gespalten werden. Er hat mit dieser Notwendigkeit neuer Spaltung die italienische Spaltung an der Bruchstelle verteidigt. Die Reden sind stenographiert. Hundert Zeugen stehen bereit. Rakoczy aber schreibt nach Moskau, und was macht daraus die Kommunistische Internationale? In dem halb-oder ganzoffiziösen, noch apokryphen Artikel des Genossen Radek heißt es:

Der Versuch (der weiteren Spaltung) existiert allein in der Phantasie Levis, der sich auf eine angebliche Äußerung des ungarischen Genossen Rakoczy beruft, der in Italien als Vertreter der Exekutive war, und der nach der Behauptung Levis gesagt haben soll, auch die VKPD müsse gereinigt werden. Genosse Rakoczy, der an der Sitzung des Berliner Zentralausschusses als Privatperson teilnahm, leugnet, irgend etwas Ähnliches gesagt zu haben. Aber selbst wenn Genosse Rakoczy das gesagt hätte, war er dazu nicht bevollmächtigt.

Diese Äußerung enthüllt eine geradezu leichtfertige Art, mit Parteien, Dingen und Personen zu spielen. Genosse Radek weiß, daß zu den Zentralausschußsitzungen der VKPD Privatpersonen keinen Zutritt haben. Genosse Radek erklärt, zu einer solchen Äußerung sei Rakoczy nicht bevollmächtigt gewesen. Nun: Genosse Rakoczy war der Bevollmächtigte des Exekutivkomitees in Livorno. Er gab uns die authentische Erklärung der Grundsätze, die zur Spaltung in dieser Form führten. Er gab dafür Grundsätze, die morgen zur Spaltung der deutschen Partei führen können. Er hat diese Konsequenzen selbst gezogen; wir und 23 Zentralausschußmitglieder mißbilligen ausdrücklich diese Grundsätze, und dann erklärt die Exekutive: Rakoczy war zur Abgabe dieser Erklärung nicht bevollmächtigt. Danach war er offenbar nur zur Spaltung ohne Grundsätze bevollmächtigt. Das ist ein leichtfertiges Spiel, das hier getrieben wird; die Methode, unverantwortliche Personen hinauszusenden, die man nachher je nach Bedarf approbieren oder desavouieren kann, ist gewiß sehr bequem, doch selbst wenn sie durch lange Parteitradition geheiligt ist, ist sie für die III. Internationale verhängnisvoll. Im übrigen aber erlauben wir uns zu bemerken: das Spiel mit neuen Spaltungen ist jedenfalls im Munde der Auslandsvertreter des Exekutivkomitees ein sehr rasch gespieltes. Ich hoffe, nicht gezwungen zu sein, unter Beweis stellen zu müssen, daß man in den der Exekutive nahestehenden Kreisen in Deutschland, in den Kreisen, für die die Exekutive jedenfalls politisch die Verantwortung trägt, über die entsetzliche Niederlage der Partei sich damit hinwegsetzte, daß man sagte: wenn die Aktion nur dazu führe, die Partei von dem rechten Flügel zu säubern, so sei der Preis nicht zu hoch. Das hat man den Genossen, die heute in Mitteldeutschland tot liegen, nicht gesagt, als man sie in den Tod sandte, daß man ihre Leichen zum Dynamit für die Partei verarbeiten würde. Wenn die Exekutive es nicht versteht, uns und sich gewissenlose Burschen dieses Kalibers vom Halse zu halten, ruiniert sie uns und sich.

Die offiziöse Äußerung des Genossen Radek enthüllt aber noch einen weiteren und noch schädlicheren Effekt des Delegiertensystems. Das ist der direkte und geheime Verkehr dieser Delegierten mit der Moskauer Zentrale. Wir glauben, daß ungefähr in allen Ländern, in denen solche Sendboten wirken, die Unzufriedenheit darüber die gleiche ist. Das ist ein System wie die geheime Feme. Sie arbeiten nie mit, immer hinter und häufig gegen die Zentrale des einzelnen Landes. Sie finden in Moskau Glauben, die anderen nicht. Das ist ein System, das alles Vertrauen zu gegenseitiger Arbeit auf beiden Seiten, bei der Exekutive wie bei den angeschlossenen Parteien, untergraben muß. Zu einer politischen Leitung sind diese Genossen zumeist unverwendbar, auch zu wenig vertraut. So ergibt sich der trostlose Zustand: eine politische Leitung vom Zentrum fehlt. Das einzige, was die Exekutive nach dieser Richtung leistet, sind Aufrufe, die zu spät, und Bannstrahlen, die zu früh kommen. Eine solche politische Leitung der Kommunistischen Internationale führt zu nichts oder ins Unglück. So bleibt von der ganzen Organisation nichts übrig als das, was wir oben schilderten. Die Exekutive wirkt nicht anders, als wie eine über die russischen Grenzen hinaus projizierte Tschreswytschaika [17], ein unmöglicher Zustand. Die bestimmte Forderung, daß das anders werde, und daß unberufene Hände unberufener Delegierter nicht die Leitung in den einzelnen Ländern an sich reißen, der Ruf nach einer politischen Führung und gegen eine Parteipolizei ist nicht die Forderung nach Autonomie. An derselben Stelle, an der Marx die heftigsten Worte gegen die Autonomie in der Internationale findet, sagt er doch auch:

Ohne der vollständigen Freiheit für die Bewegungen und Bestrebungen der Arbeiterklasse in den einzelnen Ländern im geringsten Abbruch zu tun, hatte es die Internationale doch vermocht, sie in einem Bunde zusammenzufassen und zum ersten Male die herrschenden Klassen und ihre Regierungen die weltumfassende Macht des Proletariates spüren zu lassen.

Die Exekutive wird selbst am besten ermessen, wie weit sie von diesem Idealzustand entfernt ist. Der jetzige Zustand mag für eine Internationale von Sekten gut sein; für eine Internationale von Massenparteien ist er verderblich.

Wobei wir überhaupt hinweisen möchten auf die Schwere der Entscheidung, vor die dieser Niederbruch der deutschen Partei die Internationale stellt. Wir können uns auf eine eingehende Diskussion der Schuldfrage aus begreiflichen Gründen nicht einlassen; wir müssen feststellen: in der deutschen Kommunistischen Partei ist jetzt mit durch die Schuld der Exekutive und unter ihrer Verantwortung die einzige bisher kommunistisch geführte Massenpartei Europas in ihrer Existenz gefährdet worden. Die deutschen Kommunisten sind vor die Lebensfrage gestellt, ob sie noch einmal die Partei als kommunistische aufbauen können oder ob sie sich auflöst in einen bakunistischen Trümmerhaufen. Es ist das Schicksal revolutionärer Parteien, wenn die Revolution stillsteht, wenn lange gegenrevolutionäre Epochen kommen, daß sie sich zersetzen; der Anarchismus vollendet in solchen Fällen das Schicksal kommunistischer Parteien. Es ist keiner, der hinter das Weben der Geschichte sieht, der die Mannigfaltigkeit der Kräfte nach Stärke und Ziel und Stetigkeit bemessen kann, „kein Auge sieht die goldne Waage nun der Zeit“. Nur aus den Symptomen kann man die siegende der streitenden Tendenzen bemessen. Gelingt es den Deutschen nicht, noch einmal die Kommunistische Partei aufzubauen, ist dieses ihr Märzgeschick ihr Schicksal, so ist es der bündige Beweis, daß die konterrevolutionären Strömungen, die wir durch die ganze Welt sehen, von längerer Dauer und größerer Kraft sind, als wir bisher ihnen beimaßen. Dann ist in diesem Schicksal auch das Schicksal der Kommunistischen Internationale besiegelt.

Gelingt es aber, wie wir hoffen und wünschen, noch einmal den kommunistischen Gedanken in Deutschland zu retten und so zu beweisen, daß es noch die revolutionären Kräfte sind, die die Stunde beherrschen, so möge uns die Internationale keine Schwierigkeiten in den Weg legen, wenn wir zur Vergangenheit der Kommunistischen Partei und zu den Lehren ihrer Gründerin zurückkehren. Den Weg, den wir zu gehen haben, hat sie uns gezeigt in den Worten:

Die Vereinigung der großen Volksmasse mit einem über die ganze bestehende Ordnung hinausgehenden Ziele, des alltäglichen Kampfes mit der großen Weltreform, das ist das große Problem der sozialistischen Bewegung, die sich auch folgerichtig zwischen den beiden Klippen: zwischen dem Aufgeben des Massencharakters und dem Aufgeben des Endzieles, zwischen dem Rückfall in die Sekte und dem Umfall in die bürgerliche Reformbewegung, zwischen Anarchismus und Opportunismus vorwärtsarbeiten muß.

Wir können nicht, um den einen Abgrund zu vermeiden, in den anderen fallen. Beide müssen vermieden werden.

Anmerkungen

12. Hilferding Rudolf (1877-1)141), Führungsmitglied der USPD. Betrieb die Wiedervereinigung der USPD mit den Mehrheitssozialisten. 1924-1933 Reichstagsabgeordneter der SPD.

13. Sinowjew, Grigorij J. (1883-1936), 1919-1926 Vorsitzender des Exekutivkomitees der Komintern, 1927 als Führer der Linksopposition aus der KPdSU ausgeschlossen. 1936 im Rahmen der „Säuberungen“ liquidiert.

14. Parteitag der USPD in Halle, Dezember 1920, auf dem sich die USPD unter Mitwirkung Sinowjews, des zu diesem Zweck nadi Halle entsandten Vorsitzenden des Exekutivkomitees der Komintern, in einen rechten und einen linken Flügel spaltete. Der linke Flügel vereinigte sich später mit der KPD.

15. Levi war im Frühjahr 1921 aus Protest gegen die von der Komintern herbeigeführte Spaltung der italienischen sozialistischen Partei von seinem Posten als Vorsitzender der KPD zurückgetreten.

16. Rakoczy: gemeint ist Matyas Rakosi, später stalinistischer Diktator von Ungarn nach dem II.Weltkrieg.

17. Tschreswytschaika: Abkürzung für russisch „Außerordentliche Kommission“, übliche Abkürzung: Tscheka, die erste Geheimpolizei Sowjetrußlands.


Zuletzt aktualisiert am 9.8.2008